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Volltext: Die Ausstellung oesterreichischer Kunstgewerbe 4. November 1871 - 4. Februar 1872

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gedacht ist, rührt von Professor Storck her; die Figuren der Intarsien, 
gezeichnet von Prof. Laufberger, wurden ausgeführt von F. Michel 
und dessen Arbeiter J. Eder, die Schnitzarbeit ist gemacht von Schindler 
und dessen Gehülfen Hernig und Melchart, die Gravirungen von 
Schwerdtner und Bader, der Elfenbeinschnitt von Panigl. Den Ent 
wurf zum zweiten Kasten machte Prof. V. Teirich, die Bildhauerarbeit 
ist von J. Pokorny, die Tischlerarbeit von S. Wichers; der eiserne 
Kasten im Innern ist bei Wertheim & Comp, unter Leitung von Schult 
ausgeführt, die tauschirten Silberornamente aber von Ratzer sdorfer. 
Unter den übrigen Renaissancemöbeln, die sich strenger an gewisse 
Vorbilder halten, nennen wir die Ausstattung des grünen Zimmers von 
Phil. H aas und Söhnen, entworfen von Storck und ausgeführt von 
Karger in schwarzem Holz. Sie schliesst sich in ihren Formen mehr an 
die niederländischen Arbeiten vom Anfänge des r7. Jahrhunderts an, die 
für ernster zu schmückende Räume allerdings vielfach massgebend sind. 
Aehnlicher Art im Styl sind auch einige ganz vortreffliche Arbeiten von 
F. Schönthaler, darunter ein schwarzer Cabinetkasten mit eingelegtem 
Elfenbein. Annähernd in Styl und Zeit gehören auch hierher die Möbel, 
welche Schönthaler als Ausstattung einer bürgerlichen Wohnung aus 
gestellt hat. Insoferne hat der Künstler hiermit einen glücklichen Griff 
gethan, als er seine Motive in der späteren Renaissance gesucht und sie 
frei umgebildet hat. In dieselbe Kategorie der Renaissancemöbel fällt 
auch der von Zajda verarbeitete schwarze Kasten, in welchem E. Bieder 
mann seine Juwelierarbeiten ausgestellt hat. Obwohl auf Bestellung für 
diesen Zweck gearbeitet, ist er doch selber ein treffliches Ausstellungs 
object. 
Zwei Bibliothekkasten von Gr über und Ru dr ich, von denen beide 
nur in bescheidener Weise durch andersfarbiges Holz malerische Wirkung 
zu erzielen trachten, gehören der Weise jener renaissanceartigen, aber 
freigestalteten Möbeln an, mit denen die französische Ebenisterei sich 
vorzugsweise ihren Namen gemacht hat. Ihnen stellt sich ein dritter, ähn 
lich gebildeter Bibliothekkasten von Sch an dl in Brünn zur Seite, der uns 
gelegentlich zu einer besonderen Bemerkung veranlasst. 
Die Thüren dieses Kastens sind nämlich mit mattirtem Glas ver 
schlossen, welches mit Blumen bemalt ist, ganz in naturalistischer Art. 
Es gehört nicht viel dazu, um einzusehen, dass dieses nicht die richtige 
Art ist. Solche Malerei hat nur dann auf Glas die rechte Wirkung, wenn 
Licht dahinter ist. Ist das nicht der Fall, so kann nur eine deckende Verzie 
rung angemessen sein. Man hat gewöhnlich das Glas deshalb mit weissem 
Ornament überzogen, aber dieses ist coloristisch immer hart und unschön 
in solchen Möbeln und deshalb zu verwerfen. Wir begreifen wirklich 
nicht, warum nicht einfach klares Fensterglas hier an der Stelle sein soll, 
da ja die Rücken der wohleingebundenen Bücher selbst den schönsten 
Schmuck bilden. Warum ihn verstecken und seine Lecture verleugnen?
	        
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