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In die neue, mehr und mehr auf die Grundprincipien der Renais
sance zurückgehende Wohnungseinrichtung wollen nun diese Rococomöbel
nicht passen, andrerseits fürchtet man, gibt man allein der Structur nach,
Unbequemlichkeit und Steife. Die Aufgabe der modernen Möbelfabrication
in ihrer besseren Richtung geht also dahin, das Eine, eine solide und
vernünftige Structur, wieder zu erreichen, ohne das Andere, die grosst-
mögliche Bequemlichkeit, zu opfern. Von diesem Bestreben, beide Dinge
mit einander zu vereinigen, zeugen ziemlich alle Sitzmöbel. Weil sie aber
inmitten dieses Bestrebens sind, ohne noch das Ziel entschieden gefunden zu
haben, so machen sie im Ganzen einen ziemlich bunten, vielartigen Eindruck.
Einige der ausgestellten Sitzmöbel schliessen sich strenger an die
Renaissance an und verhalten sich mehr imitirend dazu. Das gilt wohl
am meisten von den Sesseln und der doppelten Sitzbank in dem reichen
Zimmer, welches Schmidt & Sugg in Art des 16. Jahrhunderts ein
gerichtet haben. Ebenso gehören die Sessel im grünen Zimmer von Haas
(entworfen von Storck) entschieden der Renaissance an, aber nicht der
des 16., sondern der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Und das ist ein
glücklicher Griff, denn die Sessel dieser Zeit, wie sie uns namentlich in
der niederländischen Kunst entgegentreten, waren mobiler und bequemer
geworden. Jenen Standpunkt einer freieren und moderneren Bearbeitung
der Renaissance vertreten vor allem — und mitunter in sehr glücklicher
Weise — die Sessel von Schönthaler. Die Eigenthümlichkeit der Mo
dernisirung beruht vor allem mit auf der Bildung der Rückenlehne, welche
nach rückwärts hinausgebogen wird. Auch hierfür finden sich bereits
Anklänge und Motive im 16. Jahrhundert. Derselben Richtung gehört
die Speisezimmergarnitur von Wich er s (nach Zeichnung von Hansen)
an. Von etwas mehr absonderlicher Art, und doch in derselben Richtung
liegend, sind die Sessel von Achleitner. Ebenso gehört einiges in der
Sesselausstellung von Schuh dieser Richtung an, obwohl auch mit sehr
freier Behandlung und zum Theil mit eigenthümlicher Hinzufügung pla
stischer Figuren, über deren Stellung und Anwendung sich wohl allerlei
sagen Hesse. Eine dieser sonst musterhaft ausgeführten Arbeiten vertritt
die Zeit des Empire, ein anderes Stück, ein kleiner, mit weissem Atlas
überzogener Phantasiesessel,, dessen Rücklehne eine bemalte Fahne dar
stellt, ist entschieden eine Verirrung.
Fehlt das eigentliche Rococo, so ist dagegen das orientalische Princip,
zwar nur in sehr wenigen, aber in sehr glücklichen Beispielen vertreten.
Wir meinen damit die beiden Divans in den zwei von Philipp Haas und
Söhnen arrangirten und ausgestellten Zimmern, sowie die Sessel in dem
orientalisirenden Damenzimmer. Diese Sessel zeigen dort, wo das Holz
werk zu Tage tritt, auch Intarsia mit Perlmutter in türkischer Art. Diese
Sitzmöbel sind nach Angaben Storck’s von Schuh vortrefflich ausgeführt.
Eine Specialität unter dem Mobiliar bilden die Eisenmöbel von Kit
schelt. Bei der Beschaffenheit des Materials tritt hier natürlich ein sehr