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hatte man eine ganze Anzahl Zimmerausschnitte erhalten, die, ohne ge
trennt zu sein, neben einander an der Wand in demselben Saale standen
und natürlich einen sehr bunten Eindruck machten. Man konnte auf diese
Weise, wenn man es vermochte, den Blick zu isohren, allenfalls die Wir
kung des einzelnen Stücks auf seine Umgebung sehen, nicht aber die
Wirkung und Harmonie des Ganzen.
Wir haben demnach ein Recht, die Ausstellung vollständiger, künst
lerisch concipirter Zimmer, die mit ihrer Einrichtung den Eindruck machen,
als ob sie bewohnt wären und nicht erst bewohnt werden sollten, als
etwas ganz Neues für unsere Museumsausstellung in Anspruch zu nehmen,
und wir legen auf diese formelle Seite sogar einen grossen Werth, in der
Meinung, dass der Vorgang für die Weltausstellung von 1873 sehr frucht
bar sein werde.
Weit grösser jedoch ist die Bedeutung, welche diese Zimmer durch
ihre Tendenz, durch ihren Gehalt, durch ihren künstlerischen Werth
haben. Es sind ihrer drei, zwei derselben dem grossen Fabriks-Etablisse
ment von Philipp Haas & Söhnen angehörig, das dritte hervorgegangen
und ausgestellt von der Decorationsanstalt der HH. Schmidt & Sugg.
Alle drei verfolgen ihre Ziele in so solider Weise, in so echt künstleri
scher Tendenz, dass es unrecht wäre, über Einzelnes rechten zu wollen.
Wir begnügen uns daher mit der Rolle des Interpreten.
Die drei Zimmer haben das Gemeinsame, dass sie sämmtlich von der
heutigen Schablone abweichen; sie unterscheiden sich aber darin, dass die
Zimmer von Haas modern gedacht sind, modern im besten Sinne des
Worts, während das Zimmer von Schmidt sein Ideal in der Vergangen
heit sucht.
Die Tendenz von Schmidt war, einen Raum herzustellen mit all’
der anheimelnden Gemüthlichkeit und wohlthuenden Wärme und Behag
lichkeit, wie sie in alten Zeiten der deutschen Wohnung zu eigen war,
oder wie wir sie derselben zuschreiben, aber zugleich mit dem Charakter
eines soliden Reichthums und einer gewissen wohlanständigen Pracht.
Diese Tendenz ist gewiss eine wohlberechtigte. Das Bedürfniss darnach,
etwas von jener anheimelnden Stimmung, jener gemüthlichen Wärme in
unsern, meist kalt und unharmonisch decorirten Wohnräumen zurück
führen zu müssen, ist oft gefühlt und ausgesprochen; soll diese Aufgabe
aber zugleich mit der soliden Pracht der alten Art gelöst werden, so ist
es zugleich ein kostspieliges Unternehmen, dessen Einführung nicht Jeder
mann gestattet ist. Immerhin ist auch danach die Frage, und es war
wohl der Mühe werth, einmal ein Ideal dieser Art zu schaffen, welches
zum Vorbild dient und zugleich von dem Streben, dem Geschmack und
der Leistungsfähigkeit seines Schöpfers ehrenvolles Zeugniss ablegt.
Seine Aufgabe zu lösen hat sich Schmidt an den Styl der Re
naissance gehalten, nach unserem Ermessen mit vollem Recht, denn die
Gothik, mit der wohl dasselbe Ziel zu erreichen ist, hat für die Wohnung