44
licher und fügt sich vollkommen der Harmonie des Raumes ein, dessen
Eleganz, dieses Wort in seinem edelsten Sinne genommen, durch ein
emaillirtes Lüstre und durch einen geschliffenen Glasspiegel mit reichen
Bronzeornamenten erhöht wird.
Diese beiden Zimmer von Haas & Söhnen haben, wie gesagt, das
Eigenthümliche, dass sie aus der heutigen Chablone ganz heraustreten
und dennoch vollkommen im modernen Gefühl geschaffen sind, sodass
sie die Geschmacksreform, wie wir sie heute anstreben, in eminentem
Sinne vertreten.
Was die übrigen mehr einzeln ausgestellten Gegenstände zur Zimmer-
decoration betrifft, so wollen wir dieselben, soweit sie Gewebe sind, in
einem besonderen Capitel betrachten. Hier sei nur noch der Tapeten-
fäbrication gedacht, welche durch R. und B. Sieburger, C. W.
Melcher, Knepper & Schmidt, Spörlin und Zimmermann ver
treten ist.
Wenn man von dem ganz ordinären Fabricat absieht, so waren bis
auf die letzten Jahre, bevor die Reform begann, auf allen Tapeten, die
etwas mehr Ansprüche machten, zwei Richtungen erkennbar, beide aller
dings nahe verwandt. Die eine überdeckte die Wandfläche mit Blumen
oder blumigen Mustern in naturalistischer Ausführung, die andere, die
noch höher strebte, umfasste die Wand mit gemalten Rococorahmem
oder gliederte die Wand in dieser Weise und gab in die Füllungen
Blumen, Vasen, Genrebilder, Landschaften u. s. w. Beide Weisen, von
Frankreich gestützt, sind nunmehr veraltet. Auf unserer Ausstellung ist
die erstere Weise durch einige Tapeten von Melcher, die andere noch
durch Sieburger vertreten. Die Farbenstimmung beider Arten ging aus
dem Grauen und Aschfarbigen, überhaupt mehr aus dem Farblosen.
Diesen Richtungen gegenüber geht nun die Reform darauf aus,
erstens der Wand wieder eine kräftigere, bestimmtere Färbung zu geben,
und zweitens die unruhige Zeichnung, welche der Naturalismus hervor
ruft, durch ein regelmässig gezeichnetes, sogenanntes stylisirtes Muster
zu ersetzen, welches sich in gewissen Abständen so über die Fläche hin
vertheilt, dass es nur einen allgemeinen wohlthuenden Eindruck macht.
Es wird damit das Gesetz beachtet, dass die Wand wohl geschmückt
sein soll, aber doch sich nicht vordrängen darf, sondern den ruhigen
Hintergrund zu bilden hat für das Mancherlei der Gegenstände, das sich
im Zimmer befindet. Diese Weise, scheinbar sehr einfach, lässt jedoch,
indem man den künstlerischen Nachdruck auf die Bordüre legt, eine
reiche Gestaltung zu.
Die meisten der ausgestellten Tapeten gehören dieser neuen Rich
tung an, und zwar sind sie in ihrer Mehrzahl ziemlich einfach; auch
die grössere Zahl der Tapeten von Melcher und von Sieburger
schliessen sich hier an, obwohl die Farben, allerdings dunkler und be
stimmter gehalten, im Ton nicht immer mit künstlerischem Gefühl ge-