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troffen sind. Reichere mit Gold verzierte und mit Bordüren umschlungene
Decorationen, ebenfalls der neuen Richtung angehörend und zum Theil
sehr gelungen, sind aus der Fabrik von Spörlin & Zimmermann
hervorgegangen. Nur findet sich bei einem dieser Muster eine Umrah
mung, welche in Lisenen und Bordüren gothische Schnitzerei und gothi-
sches Masswerk nachahmt, wohl nicht auf dem rechten Wege. Sie gehört
einem veralteten Geschmack und der Nachahmungsperiode der unver
standenen Gothik an, da man mit aufgemalten gothischen Formen schon
das Wesen dieses Styles getroffen zu haben meinte. Diese Stufe ist
heute überwunden. Auch Kn epp er und Schmidt haben einige rei
chere Decorationen in stylisirter Art ausgestellt, davon die eine für das
Palais Epstein bestimmt ist. Ihre Hauptausstellung besteht aber in den
mancherlei Tapeten, mit denen die Ausstellungssäle des Museums bedeckt
sind. Es sind einfachere und reichere Muster, sämmtlich mit stylisirter
Zeichnung nach Erfindung des Architekten Ferstel zum Theil nur mit
zwei Tönen derselben Farbe, in jene Säle aber, die etwas zu repräsen-
tiren haben, wie im Curatorensaal und im Vorlesesaal, auch mit Gold
und anderen Farben und das schillernde Lüstre der Gewebe vortrefflich
imitirend. Diese Mustertapeten geben uns einen guten Begriff von dem
Streben und der Tendenz der modernen Reform auf diesem Gebiete.
F.
X.
Gewebe.
(Fussteppiche. — Vorhang- und Möbelstoffe. — Ph. Haas & Söhne, Giani, Kostner. —
Die Fabriken von Cosmanos und Neunkirchen. — Tischdecken. — Leinendamast. —
Küfferle & Wassertrilling. — Hlawatsch & Isbary.)
Die Gewebe sind zwar im Allgemeinen von gemeinsamen Stylge
setzen beherrscht, aber Stoff, Technik, Form und Bestimmung, daneben
auch die Mode wirken so entschieden auf die Ornamentation ein, dass
wir das ganze Gebiet in eine Reihe von Gruppen zerlegen und diese
selbstständig besprechen müssen.
Gedenken wir zuerst der Fussteppiche, eines Industriezweiges,
der, obwohl nur durch eine einzige Firma vertreten, dennoch eine der
ersten und grossartigsten Erscheinungen auf der Ausstellung ist. Diese
Firma ist die von Ph. Haas & Söhne.
In der Ornamentation der Fussteppiche streiten, oder stritten viel
mehr, drei Richtungen mit einander. Die eine davon bedeckte die Fläche
wild mit farbenreichen Blumen und Pflanzen, ja selbst mit ganzen baum
reichen Gärten, die sich unter unseren Füssen ausbreiteten. Diese ursprüng
lich französische Art wurde am eifrigsten und am extremsten von den
englischen Fabriken geübt. Die zweite Richtung, ebenfalls französischen
Ursprungs, hat in Frankreich in den letzten Jahren die Oberhand erhalten.