so dass der Teppich, indem die einzelnen Felder in verschiedenen Farben
wechseln, wie ein Schachbrett oder in ähnlicher Gestaltung erscheint.
Das darf die Steinmosaik mit ihrem ungefügeren Material sich erlauben,
der Teppich muss das vermeiden.
Sollen wir Einzelnes unter den ausgestellten Teppichen zur Erinne
rung herausheben, so nennen wir den persischen Teppich im Saale I mit
der nachtblauen Bordüre und dem rothen Grunde als das schönste Stück
und den Teppich in Smyrnaer Art für den Grafen Henckel von Donners-
marck im Saale IV als den grössten Teppich in seinem Genre, der wohl
je in einem Stück gewebt worden. Seine Länge beträgt 43, seine Breite
29 Schuh. Eine unglückliche Idee ist es wohl, dass der Besteller sein
Wappen hat in den vier Ecken anbringen lassen; die vier Flecke stören
die ornamentale Harmonie und ein Wappen auf dem Fussboden ange
bracht, ist ausserdem gänzlich unheraldisch, da man ein Wappen nicht
mit Füssen tritt.
Man sollte erwarten, dass wenn die orientalische Richtung mit solcher
Entschiedenheit bei den Fussteppichen auftritt, etwas Aehnliches auch
bei jenen Geweben der Fall sein müsste, die zur Bekleidung der
Wand oder sonst wie zur Zimmerdecoration dienen, zumal bei den Vor
hang- und Möbelstoffen. Das ist aber nicht der Fall. Allerdings gibt es auch
hier vielfach orientalische Motive verwerthet, aber der orientalische Styl
ist nicht der Styl, nicht die eigentliche, herrschende Ornamentations-
weise für dieses Gebiet oder diese Gruppe von Geweben. Es macht sich
hier vielmehr als diejenige, welche die moderne Reform vertritt, eine vierte
Richtung geltend, welche wir ganz allgemeinhin als die stylisirte be
zeichnen können, d. h. regelmässig gezeichnete und regelmässig geordnete
Ornamente, deren Motive grösstentheils der Natur entlehnt sind, obwohl
sie ihr in ihrer gegenwärtigen Gestaltung mehr oder minder fern stehen.
In solcher Auffassung lässt diese stylisirende Richtung eine grosse
Mannigfaltigkeit zu; sie lehnt sich an Motive der Flächenornamentation
des Mittelalters und der Renaissance an und lässt neuen Erfindungen den
grössten Spielraum; sie dient der einfachsten Art der Ornamentation,
nur mit zwei Tönen derselben Farbe, ja in der damastartigen Weberei
nur mit einem und demselben Ton , und sie lässt sich 'hinaufführen zu
den reichsten Compositionen in der Zeichnung und zu den prachtvollsten
Farbeneffecten. Ihr gewöhnliches Material ist Seide oder Wolle, oder beide
verbunden.
Diese verschiedenen, mannigfaltigen Arten, wie sie heute für den bes
seren Geschmack an der Tagesordnung stehen, sind ganz gut auf unserer
Ausstellung vertreten, obwohl auch nur wenige Firmen, diese aber bedeu
tend, erschienen sind. Unter ihnen steht das Etablissement von Ph. Haas
& Söhne wieder oben an. Seine zahlreichen Muster steigen vom be
scheidensten zum reichsten Effect, von der einfachsten zur complicir-
testen Zeichnung auf und entsprechen so jedem decorativen Bedürfniss,