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17• Jahrhunderts, namentlich in Verbindung mit Email und Halbedel
steinen j die zu Gefässen benützt wurden, ganz vortreffliche Gold- und
Silberarbeiten entstehen, die noch heute Zierden unserer Cabinete und
Schatzkammern sind. Endlich aber musste auch diese edle Kunst in den
allgemeinen Verfall eintreten.
Mit diesem Verfall änderte die Goldschmiedekunst sehr wesentlich
ihr Aeusseres. Sie änderte vor Allem die Formen der Gefässe, Geräthe
oder Schmuckarbeiten, und setzte an die Stelle der reich und zierlich
gegliederten, elegant geformten Profile die willkürlich geschweiften, aus
der Symmetrie heraustretenden Formen des Rococo; sie verlor an Tech
nik, indem sie weder die Figuren noch das Ornament mit der gleichen
Vollendung wie die Goldschmiede des 16. Jahrhunderts zu treiben ver
stand; sie verlor zugleich an Ansehen und farbiger Wirkung, indem sie
das Email abwies und allmälig auch die Vergoldung, deren fast gänz
liches Erlöschen allerdings erst dem 19. Jahrhundert angehört. Das Email
hielt sich nur noch als Miniaturmalerei in der Uhren- und Dosenfabrica-
tion, bei welcher wieder alle künstlerische Form hinwegfiel. Die Gold
schmiedekunst verlor dadurch ausserordentlich an Reiz und Interesse.
Auch das Bischen, was ihr davon die Zeit noch übrig gelassen hatte,
nahm ihr die Episode des Empire mit ihren steifen und nüchternen
Formen hinweg, und als diese wieder aus der Mode verschwunden waren,
blieben der Goldschmiedekunst nur die abgelebten Gestalten, Bildungen
und Ornamente des Rococo übrig. Gegen diese trat nun im Verlauf dei
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, namentlich um die vierziger Jahre, eine
Reaction ein, mit ihr aber keinesw'egs eine Besserung. Die Kunstformen
dieser Reaction zeigten sich ganz verschieden bei den grösseren Silber
gegenständen und bei den eigentlichen Schmuck- oder Juwelierarbeiten.
Bei jenen Gegenständen, den grösseren Silberarbeiten, Tafelaufsätzen,
Gefässen, Frucht- und Brotkörben, Schalen u. s. w., trat der moderne
Naturalismus, d. h., eine Kunstweise, welche Formen und Bildungen der
Natur, von Pflanzen wie von Thieren, möglichst in all der Zufälligkeit
ihrer äusseren Erscheinung getreu copirt und sie entweder als Ornament
oder an Stelle der Grundformen der Gefässe und Geräthe verwendet.
Es ist hier nicht des Ortes, die Fehler dieser Kunstweise, die schliesslich
zur Aufhebung aller eigentlichen Kunst führen muss, zu schildern; wir
begnügen uns mit der Angabe des Thatsächlichen. Was nun die Juwelier
arbeiten betrifft, so regte sich auch hier wohl der Naturalismus und
wusste seine Blatt- und Thierbildungen an der Stelle kunstgemässer
Formen einzuschwärzen; aber es gelang nur zum Theil; in der Haupt
masse wurde der Schmuck von Armbändern, Brochen, Ringen u. s. w.
noch viel trostloser gebildet, indem er sich an die leersten Galanterie
artikel anlehnte. Das unverzierte und ungeformte blanke Metall in Schei
ben, Bändern und Reifen bildete die Grundlage und erhielt plumpen Be
satz von Steinen, der alle künstlerische Fassung aufgegeben hatte, oder