MAK

Volltext: Die Ausstellung oesterreichischer Kunstgewerbe 4. November 1871 - 4. Februar 1872

6i 
strich erhalten, in Anbetracht, dass in diesen Beziehungen die Vergoldung 
viel glücklicher wirkt und auch in guten Kunstperioden durchgängig an 
gewendet worden ist, in Anbetracht dessen sollte auch unsere Gold 
schmiedekunst reichlicher auf die Vergoldung zurückkommen, sei es allein, 
total, oder in Verbindung mit Silbertönen. Wir wünschen aber noch 
eine Art Farbe in diese edle Kunst wieder eingeführt und das ist durch 
das Email und ebenso durch das Niello, Verzierungsweisen, von denen 
sowohl das Mittelalter wie die Renaissance, und früher schon die byzan 
tinische Kunst wie heute die überaus hoch stehende Goldschmiedekunst 
der Indier einen so reichlichen und reizvollen Gebrauch gemacht haben. 
Es kann die moderne Goldschmiedekunst nicht nachdrücklich genug darauf 
aufmerksam gemacht werden. 
Wir freuen uns darum um so mehr, unter den Goldschmieden, wel 
che diese Ausstellung benützt haben, in Ratzersdorfer bereits einen 
eminenten Vertreter dieser feineren und farbigen Goldschmiedekunst zu 
sehen. Alle die verschiedenen Weisen des Zeitalters der Renaissance leben 
in seinen Werken wieder auf, das translucide und opake Email, die 
Schleifung und Gravirung des Krystalls, das Niello, das Treiben der Fi 
guren und Ornamente in edlem Metall, möchte der Trefflichkeit der Ar 
beit bald auch die volle Schönheit der Formen, die Reinheit der Orna 
mente entsprechen, die wohl noch zu wünschen übrig lassen! Dann wer 
den diese Arbeiten bald nicht mehr des alterthümlichen Charakters, der 
sie jetzt noch bekleidet, nöthig haben; sie werden die Liebhaberei der 
Kunstfreunde und die Zierden der Cabinete sein. Aber es ist dazu eben 
nöthig, dass Form, Technik und Ornament auf gleicher Höhe der Voll 
endung stehen, wie das z. B. bei dem von Ratzersdorfer mit email- 
lirtem Golde gefassten Glasservice von Lobmeyr der Fall ist. 
Wir sehen mit Vergnügen, dass sich das gleiche Gefühl auch an 
derswo in der Goldschmiedekunst regt und nennen in dieser Beziehung 
unter den ausgestellten Arbeiten die Becher von Keller in Graz und 
den Pocal von Wachs mann in Prag. 
Einen grossen Fortschritt in anderer Weise bekunden auch die Ju 
welierarbeiten von E. Biedermann. Wir haben oben gesagt, dass die 
modernen Juwelierarbeiten durchaus formlos geworden waren und vor 
allem auch des Reizes einer zierlichen, ausgearbeiteten Fassung der Steine 
entbehrten. Gerade auf diese Seite nun in Verbindung mit vollendet durch 
geführter Arbeit sehen wir Biedermann mit vollem Recht einen Nach 
druck legen und so wieder die Grundlage einer echten Juwelierkunst ge 
winnen. Nach dem Vorgänge, den die Castellani in Rom gemacht haben, 
kann ein Etablissement, das den Anspruch macht, ein erstes zu sein und 
auf der Höhe der Zeit zu stehen, auch nicht mehr anders verfahren. Es 
muss aber auch hier einerseits auf eine schön gezeichnete, reizvolle 
Composition geachtet werden und zum andern auf die farbige Haltung, 
die auch hier nicht blos durch die Steine, sondern ebenso auch ducrh
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.