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Volltext: Die Ausstellung oesterreichischer Kunstgewerbe 4. November 1871 - 4. Februar 1872

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Künstler von Geist, nicht blos Routinieurs, welche ihre Kunstfertigkeit 
den Capitalisten und Architekten zu x beliebigen Zwecken zur Verfügung 
stellen. Wirklichen Kunstfreunden imponirt daher gar nicht die Anwendung 
dieser figuralischen Plastik auf öffentlichen monumentalen Gebäuden; die 
Terracotta-Figuren an der Facade und am Giebel des neuen Musik-Con- 
servatoriums zeigen uns ganz deutlich, wie wirkungslos sie sind. 
Jetzt sind diese Inzersberger Ziegeleien in die Hände einer Actien- 
Gesellschaft übergegangen, und in mehr als einer Beziehung ist diese 
neue Actien-Gesellschaft bemüht, diese werthvollen Thonlager rationeller 
und künstlerischer auszubeuten. Der technische Betrieb derselben berührt 
diesen Bericht wenig; von dem kunstgewerblichen sind in der Museums-Aus 
stellung einige hübsche Proben zu finden. Und da es zum ersten Male ist, 
dass diese Gesellschaft mit neuen Richtungen vor das Publicum tritt, so 
haben wir alle Ursache, diesen ihren Bestrebungen volle Aufmerksamkeit zu 
schenken und ihre Leistungen mit Wohlwollen zu beurtheilen. Zu diesen 
ausgestellten Producten der Inzersberger Ziegelei-Gesellschaft gehört ein 
kleiner von dem Architekten Teirich entworfener Brunnen in Renais 
sancestyl und dann die von Ko sch auf Terracotta und anderen gebrannten 
Thongattungen emaillirten Bauornamente, die an einem anderen Orte aus 
führlicher gewürdigt, wohl zu den glänzendsten und interessantesten ge 
hören, was die moderne Wiener Kunsttechnik geleistet hat. Wie man 
hört, beschäftigt sich die Ziegelei-Actien-Gesellschaft auch mit der Idee 
der Fabrication von emaillirten Oefen und Kaminen. Gelingt es ihr auf 
diesem Gebiete geschmackvolle und zweckmässige Producte herzustellen, 
so wird sie sich gewiss ein neues Verdienst um Förderung der österreichi 
schen Industrie erworben haben. Das Meiste, was auf diesem Gebiete 
gemacht wird, entspricht höheren Anforderungen nicht. Jedenfalls müssen 
wir hoffen, dass diese Gesellschaft das Genre der emaillirten, Thonwaaren, 
nachdem die ersten Versuche so glücklich ausgefallen sind , weiter culti- 
viren wird. 
Herr De Cente in Wiener-Neustadt hat relativ wenig ausgestellt. 
Einen guten unglasirten Salonofen, einige Vasen in holländischer Art und 
einige Gruppen, ausgeführt nach den Formen der ehemaligen k. k. Wiener 
Porcellanfabrik; Objecte, die an und für sich sehr gut sind, aber doch 
nicht hinreichend genug, um den Umfang der Thonwaarenfabrik De 
Cente’s in Wiener-Neustadt zu repräsentiren. 
Umfassender hat Herrn Victor Brausewetter’s k. k. priv. Terracot- 
ten- und Thonwaarenfabrik in Wagram bei Leobersdorf ausgestellt. Es 
sind vorzugsweise Bauornamente, einige darunter glasirt, die zur Ausstel 
lung kamen, und dann einige figuralische, berechnet zum Gebrauche für 
kleine Kirchen, für Gärten, Stiegenhäuser u. s. f. Alles, was zur Aus 
stellung kam, zeugt von einer verständigen Leitung der Fabrik und wird 
insbesondere seiner guten Ausführung wegen von Fachmännern rühmlichst 
anerkannt. 
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