8i
Künstler von Geist, nicht blos Routinieurs, welche ihre Kunstfertigkeit
den Capitalisten und Architekten zu x beliebigen Zwecken zur Verfügung
stellen. Wirklichen Kunstfreunden imponirt daher gar nicht die Anwendung
dieser figuralischen Plastik auf öffentlichen monumentalen Gebäuden; die
Terracotta-Figuren an der Facade und am Giebel des neuen Musik-Con-
servatoriums zeigen uns ganz deutlich, wie wirkungslos sie sind.
Jetzt sind diese Inzersberger Ziegeleien in die Hände einer Actien-
Gesellschaft übergegangen, und in mehr als einer Beziehung ist diese
neue Actien-Gesellschaft bemüht, diese werthvollen Thonlager rationeller
und künstlerischer auszubeuten. Der technische Betrieb derselben berührt
diesen Bericht wenig; von dem kunstgewerblichen sind in der Museums-Aus
stellung einige hübsche Proben zu finden. Und da es zum ersten Male ist,
dass diese Gesellschaft mit neuen Richtungen vor das Publicum tritt, so
haben wir alle Ursache, diesen ihren Bestrebungen volle Aufmerksamkeit zu
schenken und ihre Leistungen mit Wohlwollen zu beurtheilen. Zu diesen
ausgestellten Producten der Inzersberger Ziegelei-Gesellschaft gehört ein
kleiner von dem Architekten Teirich entworfener Brunnen in Renais
sancestyl und dann die von Ko sch auf Terracotta und anderen gebrannten
Thongattungen emaillirten Bauornamente, die an einem anderen Orte aus
führlicher gewürdigt, wohl zu den glänzendsten und interessantesten ge
hören, was die moderne Wiener Kunsttechnik geleistet hat. Wie man
hört, beschäftigt sich die Ziegelei-Actien-Gesellschaft auch mit der Idee
der Fabrication von emaillirten Oefen und Kaminen. Gelingt es ihr auf
diesem Gebiete geschmackvolle und zweckmässige Producte herzustellen,
so wird sie sich gewiss ein neues Verdienst um Förderung der österreichi
schen Industrie erworben haben. Das Meiste, was auf diesem Gebiete
gemacht wird, entspricht höheren Anforderungen nicht. Jedenfalls müssen
wir hoffen, dass diese Gesellschaft das Genre der emaillirten, Thonwaaren,
nachdem die ersten Versuche so glücklich ausgefallen sind , weiter culti-
viren wird.
Herr De Cente in Wiener-Neustadt hat relativ wenig ausgestellt.
Einen guten unglasirten Salonofen, einige Vasen in holländischer Art und
einige Gruppen, ausgeführt nach den Formen der ehemaligen k. k. Wiener
Porcellanfabrik; Objecte, die an und für sich sehr gut sind, aber doch
nicht hinreichend genug, um den Umfang der Thonwaarenfabrik De
Cente’s in Wiener-Neustadt zu repräsentiren.
Umfassender hat Herrn Victor Brausewetter’s k. k. priv. Terracot-
ten- und Thonwaarenfabrik in Wagram bei Leobersdorf ausgestellt. Es
sind vorzugsweise Bauornamente, einige darunter glasirt, die zur Ausstel
lung kamen, und dann einige figuralische, berechnet zum Gebrauche für
kleine Kirchen, für Gärten, Stiegenhäuser u. s. f. Alles, was zur Aus
stellung kam, zeugt von einer verständigen Leitung der Fabrik und wird
insbesondere seiner guten Ausführung wegen von Fachmännern rühmlichst
anerkannt.
6