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zu verwenden; in Folge dessen ich von Seite des fürstl. Liechtenstein’schen
Oberingenieurs v. Hampe aufgefordert wurde, diese bestimmten farbigen
Emails herzustellen, um weiters an der Themenauer Ziegelei selbst die
Emaillirung dieser Bedachungsziegel vornehmen zu können.
Diese für mich unter den schwierigsten Verhältnissen unternommene
Arbeit fand ihre Erledigung durch die bereits vor zwei Jahren vollendete
Bedachung der Brigittenauer Kirche, — die entferntere Lage derselben
entzog leider bisher dieses äusserst interessante Object einer allgemeinem
Beachtung. Wenngleich Muster dieser farbig emaillirten Bedachungs
ziegel nicht gut als Ausstellungsgegenstand zulässig waren, so glaube ich
doch die Art und Weise der Herstellung, derselben vom chemisch-tech
nischen Standpunkte aus erwähnen zu können, nachdem in dieser Rich
tung Resultate erzielt wurden, welche in Bezug auf die Emailfarben
technik im Allgemeinen von Bedeutung sind.
Mich leitete bei Aufnahme dieser Arbeit, in Berücksichtigung der
Beschaffenheit des mir zu Gebote stehenden Rohmateriales, der Gedanke,
die Zusammensetzungen der farbigen Emails derart zu bewerkstelligen,
dass dieselben in möglichst dünner Lage und bei vollkommener Vergla
sung dem bereits gebrannten Thonkörper aufgeschmelzt würden. Um
dies zu bewerkstelligen war bei genauer Kenntniss der chemischen Be
schaffenheit des Thones unbedingt erforderlich, bezüglich des Aggregat
zustandes der Farbenemails selbst, deren Zusammensetzung so zu com-
biniren, dass diese gut auftragbar waren, indem die aus diesem Thone
gebrannten Bedachungsziegel als solche eine vollkommen gesinterte Masse
bilden, mithin Glasurflüssigkeit nur in höchst geringem Grade einsaugen,
was allerdings bei der bedeutenden Härte dieses Materiales, welche dabei
doch nicht glasartig ist, als eine vorzügliche Eigenschaft angesehen werden
muss, hingegen die bisher üblichen Glasirmethoden ausschlossen. Ich
fand die Lösung dieser Aufgabe in Anwendung strengflüssiger alkalifreier
Bleiglascompositionen in Verbindung mit den betreffenden färbenden
Metalloxyden und bindenden Thonerdesilicaten, als solche, welche auf dem
Thonkörper selbst erst zum farbigen Emaile aufschmelzen. — Dadurch
war die Möglichkeit geboten, dieselben als äusserst ductile Emailfarben
körper gut auftragbar zu machen, während alle bisher verwendete,
namentlich boraxhältige Schmelze im gepulverten Zustande als äusserst
sulzige Massen für eine Fabrication im grösseren Massstabe mit dem
Pinsel bei was immer für einem Bindemittel unauftragbar sind. Weiters
wurde an der Themenauer Ziegelei selbst ein Emailschmelzofen erbaut,
in welchem 3ooo Stück Bedachungsziegel bei einem Brande emaillirt
werden konnten.
Eine Anzahl dieser in allen Farben emaillirten Bedachungsziegel
wurde im Herbste 1869 auf einem Lattengerüste am Dache des innern
Hofraumes des fürstl. Liechstenstein’schen Orangeriehauses befestigt und
erst im Frühjahre 1871 wieder abgenommen, um nach dieser Expositions-