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Sitz und Rückenlehne deckt, ist interessant in der Technik, die theils ge
presst, theils geschnitten ist, so wie ausgezeichnet durch die schönen und
mannigfachen Muster, welche sie darbietet. Die Grundform dieser Stühle
ist wie geschaffen zur Anwendung in unseren modernen, nach künst
lerischem Geschmack eingerichteten Speisezimmern *).
Eine zweite Serie verschiedenartiger, auch ihrem Ursprünge nach
etwas späterer Stühle bietet die Ausstellung aus dem Besitz des Fürsten
Johann Liechtenstein dar. Sie gehören fast sämmtlich der zweiten Hälfte
des siebzehnten Jahrhunderts an. Durch seinen grossen Bau so wie durch
seine Bequemlichkeit, die man in jener Zeit nicht zu finden erwartet,
zeichnet sich ein grosser geschnitzter Fauteuil Nr. 54 aus. Zwei andere
Sessel aus schwarzem Holz von Kölner Arbeit, Nr. 55 und 56, tragen im
Gegensatz den Charakter der Zierlichkeit und Leichtigkeit bei ganz solider,
naturgemässer Construction. Auch sie sind in ihrer Art mustergiltig.
Sie waren zuerst im Besitze eines in der Kunstgeschichte des siebzehnten
Jahrhunderts nicht unbekannten Mannes, des Kunstfreundes und Sammlers
Jabach in Köln. Andere Motive verschiedener Art, theils mit niederer,
theils mit hoher, theils mit geschnitzter und durchbrochener Lehne geben
die Nummern 36 und 38, 42 und 43, 52 und 53, sämmtlich Eigenthum
des Fürsten Johann Liechtenstein. Zu ihnen kommen noch ein Paar
Stühle mit reich geschnitzter Lehne von der Art jener, die man gewöhn
lich als Bauernsesseln bezeichnet, Nr. 49 und 5o, Eigenthum des Herrn
Weyden. Die eigentlichen Sitzmöbel der Rococozeit, das ganze Genre
der geschweiften Fauteuils, das der Bequemlichkeit dient, aber der Struc-
tur des Holzes zuwiderhandelt, ist auf der Ausstellung nicht vertreten.
Auch mit den Tischen sind wir vorzugsweise auf die ältere Zeit an
gewiesen und das ist in der Ordnung, denn die geschweiften, willkürlichen
Tischformen der Rococozeit, von denen die heutigen noch zum grössten
Theil abhängen, sind eben diejenigen, welche wir verbannen müssen. Es
wäre leicht gewesen, aus ihnen eine der Zahl nach bedeutende Ausstellung
zu schaffen, aber sie würden nur das Mustergiltige erdrückt haben. Viel
ist es allerdings nicht, was wir an Tischen finden, aber das Wenige ist
gut und lehrreich. Ein Paar interessante Tische gothischen Styls, der
eine aus Salzburg, der andere vom Nieder-Rhein, sind bereits oben er
wähnt worden. Das sechzehnte Jahrhundert ist nicht vertreten, wenn wir
nicht in dieser Classe des Nähtischchens Nr. 41 (Eigenthum des Fürsten
Johann Liechtenstein) gedenken sollen, eines höchst seltenen und durch
seine Reliefs doppelt interessanten Stückes, das der ersten Hälfte des ge
nannten Jahrhunderts angehört. Dagegen bringt das siebzehnte, gleich
aus seinem Anfang in Nr. 5i und 164, ein paar Beispiele niederrheinischer
oder holländischer Art, wie wir sie auf den alten Bildern oder den Ent
würfen von Vredeman Vriese, de Passe u. A. nicht trefflicher und cha-
*) Sechs von diesen Lederstühlen wurden für das Museum angekauft.
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