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Volltext: Erläuterungen zur Ausstellung alter Möbel im Oesterreichischen Museum

vollkommen vertraut. Zudem geben uns zahlreiche Möbelzeichnungen, die 
wir von den Kleinmeistern des deutschen Kupferstichs an bis auf die 
steifen Zeiten des Empire und der gräcisirenden buntfarbigen Sessel Schin- 
kel’s, selbst bis zur modernen französischen Ebenisterei verfolgen können, 
Varianten aller Art und Richtung, so dass wir an ihnen einen vollen 
Cursus der modernen Möbelgeschichte bildlich durchmachen können. 
Auch das Absonderliche, wie es unsere heutige Mode liebt, findet 
seine Stätte dabei, so z. B. ein vortreffliches Seitenstück zu unserem heu 
tigen Rauch- und Reitsessel in einem »bidet avec necessaire« oder »bidet 
avec toilette«, ein Sessel, der in seinen Rücklehnen einen Schrank mit allen 
Utensilien der Toilette birgt und auf der Lehne selbst einen Tisch 
trägt, damit die Kammerfrau oder der Friseur alles Nöthige bei der Toi 
lette sogleich zur Hand hat. Damit unsere Damen den Herren gegenüber 
nicht zu kurz kommen und auch etwas Apartes haben, empfehlen wir 
dieses Stück den Herren Tapezierern, die damit etwas »ganz Neues« auf 
den Markt werfen würden. Ohnehin lieben sie ja die Zusammenstellung 
der heterogensten Dinge, z. B. des Stiefelknechts und des Kleiderhakens, 
an einem und demselben Stück, wie weiland der berühmte Wiener Maler 
Wehmüller — ich weiss nicht, ob das biographische Lexicon ihn kennt 
— der auf ungarische Nationalgesichter reiste, einen Malstock mit sich 
führte, der zu sechszehn verschiedenen Dingen diente, erstens zu sich 
selber, d. h. zu einem Malstock, sodann zum Spazierstock, zum Sonnen- 
und Regenschirm, zum Feldsessel und unter anderem auch zum Futteral, 
um die Nationalporträts zu halten, die der Künstler in Wien fertig malte 
und in Ungarn zur Auswahl feilbot. 
Doch sei es ferne von uns, die Möbelausstellung des Oesterr. Mu 
seums nur aus diesem Gesichtspunkt unseren Gewerbsleuten und Indu 
striellen empfehlen zu wollen. Wir glauben aufrichtig, dass ihr eifriges 
Studium den Sommer hindurch ihnen viel Frucht und Gewinn bringen 
könne. 
Verlag des k. k. Museums. 
Bnchdruckerei von Carl Gerold’s Sohn in Wien.
	        
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