MAK

Volltext: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 3)

Nr. 0 
nternationale Sammler -Zeitung. 
Seite 131 
»Wollen wir daher nichts — gar nichts zur Ver 
teidigung Saphirs schreiben - denn erstens bedarf 
es, wie gesagt, einer solchen gar nicht und die Wider 
legung wird hoffentlich faktisch kommen.« 
»Aber Schande und Schmach über den 
feigen und anonymen Beförderer solcher 
Schriften! muß jeder redliche Mensch ausrufen — das ist 
nicht Preßfreiheit, das ist die schamloseste Preßfrech- 
heit ausüben: B u c h h e i m, Phil. Dr. H a m m e r- 
sch m i d t. Ed. L e i d e s d o r f, Jurist. M ü h 1 e n a u, 
Akademiker. R ö m e r, Nationalgarde. S c h e d 1 e r, 
Techniker. Fr, Weghuber, Bürger. Im Namen vieler 
ihrer Kollegen.« 
Auch die Aufführung des N e s t r o y sehen Stückes: 
»Die Freiheit in Krähwinkel.« gab den Anlaß zum Er 
scheinen eines Flugblattes, in dem nicht nur Nestroy ver 
himmelt, sondern Saphir wegen seiner ungünstigen 
I Kritik ordentlich abgekanzelt wird. Das Flugblatt ist bei 
J. N. Friedrich gedruckt und unterschrieben: »Carl, 
aber nicht der Direktor.« Es führt den Titel: »Nestroy 
und die Freiheit in Krähwinkel, oder was hat Nestroy 
für einen Charakter, und was haben wir von ihm zu 
| hoffen?« Der Text des Flugblattes beginnt wie folgt: 
»Wir leben in einer freien Zeit, das ist wahr; wir 
haben Lehr-, Lern-, Rede-, Schrek- und Preßfreiheit, kurz 
lauter Freiheiten, mit denen wir uns zu freuen die Frei 
heit nehmen. Auch Nestroy hat sich die Freiheit ge 
nommen, die freie Zeit zu benutzen, und ein freies Stück 
zu schreiben.« Dann wird ausgeführt, man habe sich ge 
fürchtet, Nestroy hätte sich einen Spaß gemacht und 
die mit blutigen Opfern bezahlte Freiheit ins Lächerliche 
gezogen. »Aber Nestroy ist ein feiner politischer 
Kopf, er weiß die Zeit, die Gelegenheit zu fassen, er 
! schlägt mit einem Male alle über den Haufen.« 
(Schluß in der nächsten Nummer.) 
Die Kupferstichsammlung Seydlitz. 
Eine der wertvollsten deutschen Kupferstichsamm 
lungen aus Privatbesitz kommt in den Tagen vom 20. 
bis 24. Mai in dem 
Auktions-Institut von 
C. G. Boerner in 
Leipzig zur Ver 
steigerung. Die Samm 
lung stammt aus dem 
Besitze des schon im 
Jahre 1870 verstorbe 
nen Kammerherrn Ru 
dolf v. Seydlitz, 
einem schlesischen 
Magnaten, der in der 
Mitte des Jahrhunderts 
einer der wenigen 
deutschen Kupferstich 
sammler großen Stils ’ 
war. Dadurch, daß die 
Sammlung nach Seyd 
litz’ Tode jahrzehnte 
lang auf einem schlesi 
schen Gute unbeachtet 
lag, ist sie fast ganz 
unbekannt geblieben, 
und mit Staunen sieht 
man, welche uner 
wartet reichen Schätze 
da ans Licht kommen. 
Im Gegensätze zu 
den heutigen Spezial- 
sammlungen trägt die 
Seydlitzsche Samm 
lung noch ganz uni 
versellen Charakter, 
allerdings mit Bevor 
zugung der kostbaren 
Werke Dürers und 
Rembrandts und 
der frühen Meister des 
15. bis 17. Jahrhun 
derts. Der umfang 
reiche, mit vielen 
Tafeln und Abbildun 
gen ausgestattete Ka- 
I talog, den die Firma C. G. Boerner soeben versandt hat, 
I verzeichnet ein beinahe vollständiges Werk von Dürers 
Kupferstichen in meist 
erstklassigen Exem 
plaren, darunter große 
Seltenheiten, wie die 
»Geburt« B. 2, »Der 
Degenknöpf«, die 
großen Hauptblättcr: 
»Die Melancholie«, 
»Ritter, Tod und 
Teufel«, »Hieronymus 
in der Zelle«. Die etwa 
200 Nummern um 
fassende Rembrandt- 
Sammlung enthält 
gleichfalls Kostbar 
keiten jeder Art, be 
sonders unter den ge 
suchten Landschaften 
und Portrats und den 
berühmten Haupt 
blättern in ausge 
suchten Drucken, Um 
die Qualität des 
weiteren zu kenn 
zeichnen, genügt es, 
einige sonst nicht vor 
kommende Raritäten 
daraus anzuführen: 
eine ganze Serie ano 
nymer Holzschnitt-In 
kunabeln des 15. Jahr 
hunderts, seltene Blät 
ter von Bocholt, Bar 
bari, Campagnola, 
Aetzdrucke eigenhän 
diger Radierungen von 
van Dyck, die deut 
schen Kleinmeister in 
prachtvollen Exem 
plaren, Landschaften 
von Hirschvogel, einen 
Simson von Mair von 
Landshut, die große 
Fig. 1, Hl. Antonius, von Dämonen gequält.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.