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für Völkerkunde in München und des Franz Hopp-Museums für asiatische
Kunst in Budapest zu danken, daß sie uns durch die Überlassung einer
Reihe höchst wertvoller Gegenstände aus ihren Schausammlungen in die
Lage versetzten, jenen Hinweis auf das große Ganze ostasiatischer Kunst
wenigstens andeutungsweise geben zu können.
Es ist zu hoffen, daß durch die Schaustellung dieser Gegenstände
der Sammeltätigkeit neue Wege gewiesen werden, und daß auch jene
Gebiete ostasiatischer Kunst in ihren Bereich gezogen werden, in
welchen das künstlerische Empfinden und Verhältnis zum Material noch
unmittelbar und kräftig zum Ausdruck kommt.
Denn gerade in dem Verhältnis zwischen Material und Künstler
liegt das Geheimnis der Wirkung ostasiatischer Kunst. In der aus dem
Druck der Finger erwachsenen Form einer für die Teezeremonie be
stimmten Schale, in der Glasur, die in Fluß und Farbe bei den besten
Stücken die individuelle Art bestimmter Meister erkennen läßt, liegt
mehr an Unmittelbarkeit als in manchen virtuos durchgebildeten und
farbig überladenen Gefäßen. Nicht nur für das Auge, fast mehr noch
für die Hände, für die Fingerspitzen sind die Geräte gearbeitet, und
dieses eingeborene, in besonderem Maße überfeinerte Tastgefühl
stellt dem ostasiatischen Gerätekünstler ganz besondere Aufgaben.
Der Werkstoff, in seiner vielfältigen Auswahl in der Hand des
Künstlers lebendig geworden, muß sich in griffig geschlossenen Formen
auch der Hand des Trägers anschmiegen und dem gleitenden Spiel der
Finger entgegenkommen. Für jedes Gebrauchsgerät des Ostasiaten ist
die künstlerische Form eine Selbstverständlichkeit. Die Verbindung von
Zweckmäßigkeit und außergewöhnlichem Materialgefühl läßt die schön
sten Gebilde entstehen, aus der zufälligen Form des Werkstoffes ergeben
sich verschiedene Gestaltungsideen für oft gleichen Zweck. Jeder Stoff,
sei es Holz oder Elfenbein, Metall oder Stein, birgt für den ostasiatischen
Künstler seine besonderen Reize und er gestaltet ihn nach den ihm inne
wohnenden Gesetzen. Denn nicht die Beherrschung des Materials, son
dern das völlige Aufgehen in ihm war die Voraussetzung für das
Schaffen der klassischen Eormen ostasiatischer Kunst.
Wenn es dem Verein der Ereunde asiatischer Kunst und Kultur
in dieser Ausstellung gelungen ist, trotz der Ungunst der Verhältnisse
und trotz des völligen Eehlens aller Geldmittel, dem Wiener Publikum