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Objekt: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1892 / 3)

Abb. a4. Deutsches 
Tischmesser, ver- 
goldeter Bronze- 
griff, bekrönt von 
ge-Bilgelter Herme, 
XVI. Jahrhundert. 
Länge 16'5 Zenti- 
meter 
und so brachte jeder in einer Zeit, in welcher er als gern ge- 
sehener Gast seines Lebens nie sicher war, den eigenen Löffel 
aus Serpentin mit zur Mahlzeit. Das beginnende XVI. Jahr- 
hundert kennt schon eine reichere Ausbildung der Löffel. Die 
Laffe bekommt eine mehr ovale oder eiförmige Gestalt; der 
Stiel, den man mit der ganzen Hand umfaßte, bleibt dünn, er- 
hält jedoch eine größere Länge und eine Sil- 
berhülse, bekrönt von einem Zierknauf in Form 
eines Granatapfels oder einer Eichel (Abb. 59 
und 61). Das Holz des Buchsbaumes war 
noch immer das bevorzugte Material. Im Jahre 
1508 zahlt Anton Tucher für „tg puchßpawme 
loffel mit silber beschlagen, ieder 2'], qn, thut 
12 lot zu 8 H. 6 fi. 0 B". Um die Mitte des 
XVI. Jahrhunderts tritt die Kleinplastik in ihre 
Rechte und so entstehen in deutschen Ländern 
jene von Figuren bekrönten Löffel, an denen 
die Sammlung Lamberg so reich ist (Abb. 63 
und 64). Den Löffel aus Silber, der sich für die 
Wende des XV. Jahrhunderts durch die kreis- 
runde Laffe und den kreuzblumenartigen Knauf 
des Stiels charakterisiert, bilden nunmehr die 
Goldschmiede der Früh- und Hochrenaissance 
zu wahren Kunstwerken aus (Abb. 65). Viel- 
fach wird dieses Tischgerät von ihnen zu einer 
zwei- oder dreizinkigen Gabel mit aufsteck- 
barer Löffelschale umgestaltet und zum „Ein- 
schlagen" gerichtet, so daß wir die erste Form 
eines Taschenbestecks vor uns haben. Am 
Ausgang des XVII. Jahrhunderts tritt an die 
Stelle des dünnen, runden oder kantigen Löffel- 
stiels der abgeplattete Stiel, und von da ab 
datiert die heute übliche Haltung des Löffels 
im Gegensatz zu jener mit voller Hand. 
Die Gabel ist das jüngste der drei Tisch- 
geräte. Das späte Mittelalter kennt sie als Trinciergabel in der 
Hand des Vorschneiders, die Renaissance als Vorleggabel bei 
den Mahlzeiten. Spät setzt in Deutschland, im Gegensatze zu 
Italien und Frankreich, der allgemeine Gebrauch einer Tisch- 
gabel ein - kaum vor 1600. Der im XVI. Jahrhundert vielfach 
vorkommende Ausdruck „forche" - so bei der Aufzählung 
des Silberschatzes des Herzogs Heinrich von Braunschweig- 
Wolfenbüttel - bezieht sich auf Vorleggabeln. Die ältesten 
Vorleggabeln waren zweizinkig ohne oder mit kurzem Heft 
Abb. 25. Deutsches 
Messer, aus Horn 
und Perlmutter, 
schachbrettanigge- 
musterter Gritf, be- 
krönt von vergol- 
deterBronzeherme 
vor 160a. Länge 
xg'7 Zentimeter
	        
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