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Friedrich Wilhelm II. gegründet, wurde im Jahre 1869 zu einer
k. Kunstschule umgewandelt. Eine Art von Verbindung der verwandten
kunstgewerblichen Anstalten wird dadurch hergestellt, dass die Schüler
beider Abtheilungen der k. Kunstschule an bestimmten Tagen freien Ein
tritt in das Kunstgewerbemuseum haben. Auch können sowohl die Schüler
der Kunstschule als der Kunstgewerbeschule die Bibliothek der k. Akademie
der bildenden Künste benützen.
Es ist gewiss für die Entwicklung der Kunstgewerbe in Berlin von
großer Wichtigkeit, dass neben der Kunstgewerbeschule des Museums
noch eine zweite Anstalt existirt, welche sich die künstlerische Förderung
der Gewerbe zur Aufgabe macht. Würde aber die k. Kunstschule den
Bedürfnissen nach künstlerischer Bildung genügt haben, so würde gewiss
nicht an der Kunstschule des Kunstgewerbemuseums ein gleichartiges
Unterrichtsprogramm wie an der k. Kunstschule durchgeführt und ihr der
selbe Director vorgesetzt worden sein. Es ist ferner in Berlin die Ein
richtung getroffen, dass der akademische Senat der k. Akademie der bilden
den Künste Prämien im Gesammtbetrage von i5oo Mark jährlich für die
besten Schülerarbeiten der gewerblichen Unterrichtsanstalten aussetzt, die
von den Directoren der betreffenden Anstalten vertheilt werden. An diesen
Prämien participiren die k. Kunstschule und die Kunstgewerbeschule in
Berlin, die Kunstgewerbeschulen in Breslau, Königsberg und Danzig, die
Provinzial-Baugewerbeschule in Erfurt und die Baugewerbeschule in Magde
burg. Es kommt daher auf jede einzelne Anstalt nur ein sehr geringer Betrag.
So viele in den localen Verhältnissen begründete Vortheile das
preußische Unterrichtssystem in den beiden genannten Kunstgewerbeschulen
haben mag, so haben wir im Oesterreich. Museum und an der Kunst
gewerbeschule desselben wohl keinen Anlass, Veränderungen in dem Studien
gange vorzunehmen. Im Oesterr. Museum betrachtet man es als einen großen
Vorzug, der sich auch durch sechzehnjährige Praxis bewährt hat, dass die
Professoren und der Director der Schule ihre eigenen Ateliers im Instituts
gebäude haben und daher sowohl mit den Schülern als auch mit den Indu
striellen den ganzen Tag im Contact stehen können. Der Unterricht in der
Kunstgewerbeschule des Oesterr. Museums ist wesentlich ein Atelierunter
richt; der schulmännische Unterricht beschränkt sich auf die Vorbereitunas-
schule und selbst da haben die betreffenden Professoren ihre eigenen Ateliers,
um, wenn es nöthig sein sollte, mit den Schülern in Contact zu bleiben.
Auf die Aufrechthaltung eines innigen Contactes zwischen Professoren,
Schülern und Industriellen legt das Oesterr. Museum einFlauptgewicht. Wie
es scheint, wird in Berlin eine solche Verbindung etwas nebensächlich be
handelt und die schulmännisch-didaktische Abgrenzung der einzelnen
Fächer im Auge behalten. Auch in der Auffassung dessen, was Kunst und
Kunstgewerbe ist, herrscht ein wesentlicher, ich möchte sagen principieller
Unterschied in der Behandlung kunstgewerblicher Fragen zwischen Wien