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die Alterthumswissenschaft, noch das Publicum von Künstlern, Kunst
freunden, Gelehrten und das Volk etwas gewonnen, welches doch die
Förderung seiner idealen Interessen durch die Museen erwartete. Zur
rechten Zeit hat man an die Spitze der k. Museen als Generaldirector einen
Fachmann par excellence berufen und demselben die Organisation über
tragen. Ueber die Geschichte der Museen gibt das Werk »Zur Geschichte
der k. Museen, Berlin 1880« vollständigen Aufschluss. Ueber'die Erwer
bungen geben die Jahrbücher der Museen Aufschluss. Die größten Er
werbungen wurden auf dem Gebiete der Numismatik, des Kupferstiches
und der Malerei gemacht. Durch diese Werke kann Jedermann genügend
orientirt werden. Die Situation der Museen ist jetzt eine klare, gegenüber
dem Volk, den Gelehrten und Künstlern. Wie die k. Museen jetzt nicht
mehr eine Zwitterstellung zwischen Hof- und Staatsanstalten einnehmen,
so hat auch die Zwitterstellung derselben zwischen den der Gelehrsamkeit
gewidmeten Anstalten, der Akademie der Wissenschaften und der Universität,
aufgehört. Sie haben eine selbständige Stellung gewonnen und sind ein
selbständiger Factor für die Kunstbildung des Volkes ge
worden, dessen ideale Bedürfnisse zu befriedigen sie berufen sind. Dies
scheint mir als das bei weitem wichtigste Resultat der ganzen Organisation
der k. Museen zu sein. Die Alterthumskunde und die Kunstwissenschaft
haben die Führerrolle übernommen. In Anlehnung an englische Vorbilder
steht an der Spitze jeder selbständigen Abtheilung der k. Museen ein Fach
gelehrter als Director mit selbständigem Wirkungskreise, auch mit Rücksicht
auf die Verwendung der Dotation. Das Statut vom 25. Mai 1878 regelt die
Stellung der Abtheilungsdirectoren in bestimmter Weise. Nichts ist bezeich
nender für die hohe Stellung, welche den k. Museen übertragen wurde, als
dass der Kronprinz des Reiches das Protectorat derselben übernommen hat,
und dass in allen preußischen Provinzen, besonders in den neu erworbenen
von Hannover und Cassel, die Gesichtspunkte maßgebend geworden sind,
welche in Berlin bei den k. Museen platzgegriffen haben. Es ist begreiflich,
dass gegenwärtig, wo eine Reihe von selbständigen Directoren als P ach-
vorstände fungiren, jeder einzelne Director den Ehrgeiz hat, seine Dotation
so gut als möglich zu verwenden, und sein specielles Fach, für welches er
auch dem Publicum gegenüber moralisch verantwortlich geworden ist, so
glänzend als möglich zu vertreten. In allen Abtheilungen herrscht eine große
Rührigkeit und die zeitraubenden Bureauschreibereien von ehemals haben
aufgehört. Die Vorstände der einzelnen Museen stehen jetzt mit den Museen
und Fachmännern aller Culturnationen in Verbindung; reisen ununter
brochen, um öffentliche und Privatmuseen und Auctionen besuchen zu
können, und um rechtzeitig zu erfahren, welche Kunstwerke eventuell zu
erwerben sind. Ich erinnere mich noch sehr deutlich der alten Zustände
der Museen in jener Zeit, wo diplomatische und dynastische Einflüsse maß
gebend gewesen sind, und König Friedrich Wilhelm IV. seiner architek
tonischen Liebhaberei folgte.