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kanzlers gesichert hat.*) Da Fürst Bismarck seine besondere Aufmerk
samkeit der Weltstellung der Deutschen schenkt, so erwächst den k.
Museen ein bedeutsamer Vortheil. Das Hohenzollern-Museum wurde im
Jahre 1872, das Märkische Museum im Jahre 1874 gegründet.
Das Waffenmuseum, das frühere Zeughaus, ist in einer voll
ständigen Reorganisation begriffen, da das k. preußische Heer jetzt ein
Theil des deutschen Heeres geworden ist, so schließt das Waffenmuseum
mit der ruhmreichsten Epoche des preußischen Heeres ab.
Eine ganz selbständige Stellung nimmt die k. Nationalgalerie
in Berlin ein; sie ist ausschließlich für plastische und malerische
deutsche Kunst unseres Jahrhunderts gewidmet. Diese Galerie hat also
eine analoge Stellung wie die Galerie Luxembourg gegenüber der Gemälde
galerie im Louvre ; wie die neue Pinakothek in München gegenüber der
alten Pinakothek. Es sprechen viele Gründe dafür, Galerien für moderne
Gemälde auch räumlich von den Galerien alter Gemälde zu trennen. Die
Vermehrung dieser Galerie erfolgt aus Mitteln des im preußischen Budget
mit 3oo.ooo Mark jährlich ausgeworfenen Kunstfondes, sowie aus den
Zinsen von Stiftungen. In diesem Museum finden auch hervorragende
deutsch-österreichische Künstler Aufnahme. Der vortreffliche Katalog fühlt
eine Reihe von Bildern von deutschen Oesterreichern, wahrlich nicht zur
Unehre der deutschen Kunst, auf, welche in der Nationalgalerie aufge
nommen wurden, u. zw. H. v. Angeli, Gauermann, Defregger,
Koch, H. Makart, C. Rahl, M. v. Schwind. Ohes sich rechtfertigen
wird, dass bei Erwerbungen Künstler nicht deutscher Nationen von
der Nationalgalerie ausgeschlossen sind, möchte ich bezweifeln.
Als Director fungirt Dr. Jordan und als Directionsassistent Dr.
R. D o h m e. Das gegenwärtige Gebäude ist ebenso unzweckmäßig als
unzureichend. M^enn der Bau der neuen Museen auf der Musealinsel in Fluß
kommen wird, dürfte die Nationalgalerie einem größeren und zweckmäßig
geplanten Gebäude Platz machen, denn ein Neubau für die Nationalgalerie
ist unausweichlich; da alle Abtheilungen der königl. Museen so viele und
umfassende alte Werke erworben haben, so haben sich die jetzigen Räum
lichkeiten als vollständig unzureichend erwiesen. Sind ja doch die Abgüsse
nach den Ausgrabungen aus Olympia und die bedeutenden Ausgrabungen
aus Pergamon, so ganz provisorisch und so ganz ungenügend ausgestellt,
dass ein neues Museum, sei es für die pergamenischen Alterthümer, sei es
für die Doubletten der Ausgrabungen in Olympia, unausweichlich geworden
ist. Ist man darüber klar, wie man die pergamenischen Bildwerke auf
stellen soll, dann wird man sich entschließen müssen, für diese Sculpturen
ein vollständig ausreichendes Gebäude zu bauen. Denn die pergamenischen
“) Ueber die Organisation des märkischen Museums gibt das 3. Heft des »Berichtes
über die Gemeindeverwaltung der Stadt Berlin«, S. 188, ausführliche Nachricht. Es umfasst
dieses Museum die Naturgeschichte der Mark und auch die Culturgeschichte derselben.