Zöglinge der orientalischen Akademie an der Spitze der auswärtigen Politik
stehen.
Ein ganz neues Feld der Forschung ist der Alterthumskunde in jenem
Gebiete erschlossen, welches sich mit den prähistorischen Denkmälern
beschäftigt. Auf diesem Gebiete, welches jetzt Sprach- und Alterthums
forscher gleichmäßig beschäftigt, ist alles noch im Werdeprocess begriffen.
In Oesterreich ist diese Angelegenheit auf dem Musealgebiete in Hoch-
stettei s und daher in den besten Händen. Das ethnographische
Museum in Berlin, dem die prähistorischen Alterthümer zugewiesen sind,
und welches unter der Direction des Dr. Bastian steht, ist bereits im Baue
und zwai in unmittelbarer Nähe des deutschen Kunstgewerbemuseums. Be
zeichnend ist es für die Richtung, welche eingeschlagen wird, dass die
S ch 1 ieman n sehen Ausgrabungen in Troas und Mykenä diesem Museum
zugewiesen werden sollen. Mir scheint es aber, dass das k. Antiquarium
eine geeignetere Stätte für diese Schliemann’schen Erwerbungen sein
würde, als das ethnographische Museum, das, wenn es seiner Mission
einigermaßen gerecht werden will, ohnedies großer Räume bedarf. Um nun
auf die pergamenischen Alterthümer zurückzukommen, die nach den Bild-
weiken der Akropolis von Athen in erster Linie zu berücksichtigen sind,
wenn es sich darum handelt, in die griechische Plastik eingeführt zu werden,
so müssten wir für Oesterreich nur den Wunsch aussprechen, dass es er
möglicht würde, wenigstens Gypsabgüsse aller Hauptstücke der perga
menischen und olympischen Erwerbungen in einem der größeren Wiener
Museen zu besitzen. Die Erwerbungen der lvkischen Expedition werden
gewiss den Anstoss geben, plastische Originalwerke der antiken Kunst, wenn
sich der Anlass bietet, für die Hofmuseen zu erwerben. Was wir an Nach
bildungen besitzen, gehört dem Museum der Gypsabgüsse der Wiener
Akademie an; das Oesterr. Museum hat von Gypsabgtissen und Sculpturen
nur so viel, um den Künstlern, Kunsthandwerkern und Zöglingen der
Kunstgewerbeschule die Anschauung antiker Vorbilder zu erleichtern. Die
Universität und die Hofmuseen besitzen von Gypsabgüssen gar nichts. Doch
muss die Frage eines Museums für Gypsabgüsse bei einer anderen Gelegen
heit erörtert werden.
Für die Verbreitung der Einsicht in die Bedeutung der Ausgrabungen
in Pergamon und Olympia ist von Seite der Berliner Museen außerordent
lich viel geschehen. Wissenschaftliche Publicationen gehören zum Amts
geschäfte der Abtheilungsdirectoren des Museums. Die Directoren sind nicht
die Hüter und Bewahrer der Sammlungen; dazu sind die Diener und
Restaurateure angestellt —- ihre Aufgabe liegt in der Erweiterung der
Sammlungen, zu deren Leitung sie berufen sind. Die pergamenischen
Alterthümer sind durch Photographien und Kataloge und gelehrte Publi
cationen und durch Gypsabgüße bekannt. Unter den jüngsten Gypsabgüssen
nach den pergamenischen Hochreliefs ist für Kunstschulen ein Apollo be
sonders hervorzuheben; er sollte in keiner höheren Kunstschule fehlen. Er