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um einen So bedeutenden, man möchte sagen abnormen Aufschwung zu
erklären. Die Communalverwaltung Berlins kämpft schon jetzt mit großen
Schwierigkeiten, um bei dem raschen Wachsthum der Stadt der Situation
vollkommen gewachsen zu sein. Sie ist sich ihrer idealen Aufgabe voll
kommen bewusst, die darin besteht »eine allen ihren Einwohnern
die freie Bethätigung ihrer Kräfte sichernde, in den öffent
lichen Einrichtungen ihr leibliches und geistiges Wohl nach
Möglichkeit fördernde Culturstätte zu sein«. Wie zahlreich sind
die Bildungsanstalten aller Art. Berlin besitzt 21 Volksbibliotheken, 7 Real
schulen, unter den 14 Gymnasien sind 10 städtische, und nur 4 königliche,
und 26 Theater, die von jedem intelligenten Staatsmann als Bildungs
anstalten und nicht als Unterhaltungslocale angesehen werden müssen.
Die k. Theater, Universität, Akademie der bildenden Künste und Hof
bibliothek bilden bezeichnender Weise den Mittelpunkt der Stadt in nächster
Nähe des kronprinzlichen Palais und dem Friedrichsmonumente.
Unter den Berichten mit volkswirthschaftlichen und statistischen Daten,
welche mir in die Hand gekommen sind, ist für mich keiner lehrreicher als
jener, der von den Aeltesten der Kaufmannschaft in Berlin ausgeht. Die
Bestrebungen der Berliner Kaufmannschaft sind dahin gerichtet, Berlin
zum Mittelpunkt des deutschen Handels zu machen. Diesem Ziele
glaubt die Kaufmannschaft dadurch näher zu rücken, wenn sie einer
deutschen Ausstellung für die nächsten Jahre in Berlin das
Wort redet. Von anderer nicht weniger einflussreichen Partei wird für eine
Weltausstellung in Berlin plaidirt, vorläufig ohne Erfolg. Wie aus dem
Berichte zu ersehen, ist das Ziel der Kaufmannschaft Berlins jedoch nur
auf eine deutsche Ausstellung gerichtet und auf die Concentration
aller Industriezweige, insbesondere jener, welche sich mit dem Ex
port beschäftigen. Bei den Bestrebungen dem Export der deutschen
Waare einen Weltmarkt zu schaffen, ist eine besondere Aufmerksamkeit
auf die Hebung der märkischen Wasserwege durch Flussschiffahrt und
Canäle gerichtet. Der Bericht beschäftigt sich eingehend mit den Wasser
straßen der Mark Brandenburg, welche in das Amtsgebiet der Berliner
Kaufmannschaft gehören. Wie groß der Schiffsverkehr auf diesen Wasser
straßen ist, ergibt sich aus folgenden Daten: Es verkehren allein auf der
Havelstrecke von Liebenwalde bis Spandau jährlich 22.000 Schiffe und
11.000 Flöße. Die Brandenburger Schleuse hat einen jährlichen Verkehr
von circa i5.ooo Schiffen und 0000 Holzflößen. Der Gesammtverkehr auf
dem Landwehrcanal beziffert sich auf 13.257 beladene Schiffe mit 24,426.450
Centner Güter und 59 Flößen. Hiebei ist der locale Verkehr in Berlin
und Charlottenburg noch nicht inbegriffen. Es wird von Seite der preußi
schen Regierung dem Ausbau der Wasserstraßen zwischen der Oder und
Spree, sowie zwischen der Elbe und Spree die größte Aufmerksamkeit zu
gewendet. Es ist dies um so begreiflicher, da die Bedeutung dieser Wasser
straßen eine Verbindung Berlins mit dem Schiffsverkehr auf den Flüssen