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allen Zeiten Zeichen des deutschen Styles ist, das ist eine fleißig, liebevoll
ausgeführte Arbeit, die sich der gesunden Vorbedingung einer guten Hand
werksarbeit anschließt. Derjenige, welcher diese Sache fördert, fördert am
besten die nationale Arbeit; der aber diese gesunden Vorbedingungen ver
kennt, der hemmt den kunstgewerblichen Fortschritt Berlins. Da bei der
Concurrenz für das Parlamentshaus der Renaissancestyl und der künstlerische
Genius als Sieger hervorgegangen sind , so dürfte es auch den Trägern
des künstlerischen Gewerbefleißes Berlins klar werden, auf welchem Wege
Kunst und Kunstgewerbe gefördert werden — speriamo!
Der Wechselverkehr zwischen Deutschland und Oester
reich-Ungarn beschäftigt den Bericht der Aeltesten der Kaufmannschaft.
Selbstverständlich folgt der Bericht dem Standpunkte der preußischen Politik.
»Man kann sich engere und wichtigere Wechselverbindungen nicht denken, so
lautet der Bericht, als wie sie in den Ziffern hervortreten, auch wenn die Durch
fuhr durch Deutschland nach und aus Oesterreich in großen Summen von den
Ein- und Ausfuhrziffern in Abzug gebracht wird. Leider haben die innigen
Vertragsbeziehungen, die seit 1853 in dieser Richtung bestanden und mit 1878
zur Auflösung kamen, noch nicht wieder angeknüpft werden können. Zuerst
war es der neue Zolltarif Oesterreichs vom 27. Juni 1878, welcher die
Fortsetzung des am 9. März 1868 geschlossenen Handels- und Zollvertrags
unmöglich machte. Es wurde am 16. December 1878 ein neuer Handels
vertrag geschlossen, der aber nicht entfernt jene innigen wechselseitigen
Handels- und industriellen Beziehungen wieder herstellte, die mit dem
gekündigten Vertrag von 1868 verloren gingen. Die österreichische Stati
stik selbst bezeugt es, wie sehr sich Oesterreichs Handel und Gewerbe durch
die Handelsverträge entwickelt haben und wie namentlich der gegenseitige
Verkehr zwischen Oesterreich und Deutschland gewachsen ist. Im Jahre
1865 hatte Oesterreich-Ungarn eine Gesammt-Einfuhr von 256,800.000
Gulden ö. W. und eine Gesammt-Ausfuhr von 344,500.000 Gulden; von
dieser Einfuhr kamen 63 ■ 7 % aus Deutschland und von der Ausfuhr
gingen 63'1 % nach Deutschland. Zehn Jahre später war die Gesammt-
Einfuhr Oesterreichs auf 552,5oo.ooo Gulden, die Ausfuhr auf 5o4,5oo.ooo
gestiegen; von der Einfuhr kamen 70^7 % aus Deutschland und von der
Ausfuhr gingen 60^ nach Deutschland. — Leider erfolgte eine ganz erheb
liche Lockerung dieses engen Verhältnisses durch die schutzzöllnerischen Be
strebungen in Oesterreich und den neuen autonomen Tarif vom 27. Juni
1878, welcher sich diesen Bestrebungen anpasste; dieser Schritt Oesterreichs
war die Veranlassung, dass auch Deutschland zu einer Tarifrevision schritt,
welche den Tarif vom i5. Juli 1879 zur Folge hatte. »Der soeben aus
gegebene Jahresbericht pro 1881 behandelt den neuen österreichischen
Zolltarif eingehend (S. i3). Man darf es leider als eine Thatsache be
trachten, dass das lange Jahre zum Vortheile beider Handelsgebiete bestandene
intime Vertragsverhältniss zwischen Oesterreich und Deutschland sein Ende
erreicht hat. Die wenigen Fäden, durch welche die Verbindung seit 1878