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Volltext: Die historische Ausstellung von Wand- und Plafond-Decorationen im Sommerhalbjahr 1885

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In den ältesten Häusern Pompei’s sind die Wände mit bunten Platten 
aus Stucco belegt, die kostbare Steinplatten nachbilden sollen. Die Ränder 
sind vertieft, Gesimse aus Stein sind oben angebracht, zuweilen Halb 
säulen vorgesetzt (Beispiele: 3. Abtheilung, oberste Reihe). Bald aber 
schritten die antiken Decorateure dazu, diese Plattensysteme nur in Malerei 
auszufühlen, auch die Halbsäulen oder Säulen, Gesimse etc. in perspec- 
tivischer Malerei darzustellen. Sobald diese neue Manier einmal gefunden 
war, erlaubte sie jede weitere Ausbildung. (Der übrige Theil der dritten 
und die vierte und fünfte Wand sind ganz mit solchen Beispielen aus 
gefüllt,) 
Es wurde nun zumeist mitten eine Art Tabernakel gestellt, der ein 
mythologisches oder landschaftliches Bild enthielt, und davor Reihen zarter 
Säulchen und Gesimse nachgebildet, durch Statuen belebt, die, wenn sie 
auch den Eindruck eines schwankenden Holzgerüstes machen, doch immer 
als wirklich oder wenigstens möglich gedacht sind. Wir geben schöne 
Wände aus Pompei (aus Mau’s Werk, Geschichte der decorativen Wand 
malerei aus Pompei), dann vortreffliche Aufnahmen von Ginzel nach dem 
in den Gärten der Farnesina gefundenen Hause, endlich Stiche von 
Carloni mit den prächtigen Ausschmückungen der Titusthermen. 
Diese Art der Decoration führte zuweilen dahin, nur Pilasterstellungen 
zu malen, zwischen denen man scheinbar in’s Weite hinaus sah, wo dann 
der Blick auf gedehnte, wohl staffirte Landschaften fiel. Als Beispiel 
geben wir zwei Tafeln mit Odysseelandschaften, die, auf dem Esquilin 
gefunden, jetzt in der Bibliothek des Vaticans bewahrt werden. (Aus 
Woermann’s Werk: Die antiken Odysseelandschaften vom Esquilinischen 
Hügel zu Rom.) 
Endlich fielen für solche landschaftliche Darstellungen alle architek 
tonischen Schranken weg, und Blumen und Sträuche eines Ziergartens, 
an die Wand gemalt, verwandelten das Zimmer in eine Laube. 
Auf der nächsten Wand haben wir nun eine Reihe Tafeln zusam 
mengestellt, welche die pompeianischen Decorationen fortgesetzt, aber 
etwas verändert zeigen. Wir sehen hier die Scheinarchitekturen durch 
weiße Bänder mit zarten Ornamenten besetzt, weiße Säulchen und Can- 
delabei, die uns etwas an das ägyptische System erinnern; dazu kommen 
Lotusblumen und altägyptische Figürchen. Wir dürfen voraussetzen, 
dass sich dieses Schema in Alexandrien, wo die altägyptischen Erinner 
ungen so nahe lagen, entwickelt hat. 
Die letzte Wand dieser Gruppe ist endlich ganz mit jenen fabelhaften, 
leichten, zierlichen Architekturmalereien der letzten Zeit Pompei’s an- 
-,efüllt Säulen und Candelaber sind im Gegensätze zu der vorher 
gehenden Decorationsart gelb — welche sich nun als reine Phantasien 
geben und in keiner Weise mehr den Anspruch erheben, an irgend 
Wirkliches oder Mögliches zu erinnern. Sie sind es, welche die pompeia- 
nische Verzierungsart so beliebt und berühmt machten.
	        
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