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Unsere Ausstellung versucht allen diesen Gesichtspunkten gerecht
zu werden. Sie zeigt das Ornament wie das großartige Wandgemälde;
sie schließt das letztere (in der Regel) nur dann aus, wenn es von jeder
Umgebung, von jeder umrahmenden Decoration losgelöst wiedergegeben
ist. Sie zeigt ihren Gegenstand in historischer Folge, geordnet nach den
großen geschichtlichen oder nationalen Kunststylen, wie sie einer nach
dem andern aufgetreten sind. Wir lassen sie auch so räumlich in der
Aufstellung einander folgen, indem wir (rechts vom Aufgang der Stiege)
mit den Aegyptern in den oberen Arkaden beginnen, und umwandelnd
unter den Arkaden noch die griechische und römische Decoration, die
Malerei der Katakomben, die byzantinische Decoration und die Glasmosaik
und die des Mittelalters nordwärts der Alpen passiren. Im Saal IX, den
wir sodann betreten, gelangen wir durch die frühe italienische Decoration
zur Renaissance, die wir allseitig kennen lernen. Der Vorlesesaal führt
uns dann durch die Barockzeit bis an den Anfang des 19. Jahrhunderts,
als an unseren Grenzpunkt. Hier hat auch noch die orientalische Deco
ration, obwohl im System die vierte Gruppe, ihren Platz gefunden, weil
sie, Mittelalterliches und Modernes umfassend, sich in den Gang der histo
rischen Entwickelung schwer einfügen ließ.
Das Material, das an Abbildungen jeglicher Art zu Gebote stand,
war mehr als der verfügbare Raum fassen konnte. Schon der gegen
wärtige Bestand der Bibliothek und der Vorbildersammlung des Museums
hätte zum großen Theil hingereicht; wo w T ir aber Originalzeichnungen
von auswärts hatten, zogen wir es vor, diese vor Allem zu verwenden
und etwaige zweite Darstellungen desselben Gegenstandes aus dem Museum
zurückstehen zu lassen. Und originale Aufnahmen sind uns reichlich zur
Verfügung gestellt. Zuerst sei hier mit dem Ausdruck ergebensten Dankes
die k. k. C e n t r a 1-C o m m i s s i o n für Kunst- und historische
Denkmale genannt, deren Präsident, Se. Exc. Freiherr A. von Helfert,
die Mappen ihrer Sammlungen zu unserer freien Auswahl öffnete. Wir
verdanken ihnen die Hauptstücke unserer mittelalterlichen Abtheilung,
insbesondere die Copien der Wandmalereien anf Runkelstein von Adolf
Becker und E. Nor di o. Zum Zweiten war es die k. k. Akademie der
bildenden Künste, welche uns eine Auswahl aus ihren Sammlungen
gestattete. Von Schulaufnahmen stellten die S t a a t s g e w e r b e s c h u 1 e in
Innsbruck wie die in Graz durch die Herren Director Deininger
und Professor Lacher erfreuliche Beiträge, desgleichen die Kunst
gewerbeschule des Oester r. Museums, deren im Jahre
1874 im Tiroler Schlosse Velthurns gemachte Aufnahmen und Copien
wir wieder zur Ausstellung bringen konnten. Sodann fühlen wir uns
einer Reihe Architekten für ihre werthvollen, mit Liberalität zur Verfü
gung gestellten Beiträge zum Danke verpflichtet, den Herren: Professor
Hermann Herdtle in Wien, Leop. Theyer in Bozen, Ad. Ginzel
in Pilsen, ,T. Wastler in Graz, K. Mayreder, C. Sitte in Wien