MAK

Volltext: Alte und Moderne Kunst IV (1959 / Heft 4)

Schmieden der Säbelklinge, die Art der Prüfung ihrer Qualität 
in verschiedenen Ländern und auch das Ätzen der Klinge dar- 
gestellt. Aber auch die umständliche und großes handwerkliches 
Können verlangende Arbeit an der Scheide wird so au- 
schaulich dargestellt, daß sie hier wenigstens auszugsweise ge- 
bracht werden soll: 
„Die Scheide des Säbels oder Degens wird aus einem Span ge- 
macht... Es ist eigentlich ein dünner Holzstrcif von der Roth- 
huche... Man ziehet Rothbuchenholz aus der Ursache vor, 
weil es sich gut reißen läßt, hart und zugleich zähe ist. Um die 
Scheide zu machen, leget man die Klinge auf den Span, zeichnet 
auf dem Holze zwey Stücke, nach dem Umfang der Klinge mit 
dem Bleistift ab, und schneidet die zwo Scheidenhälften aus 
dem Spane mit einem Messer zu. Bcyde Späne werden gehörig 
auf die Klinge gelegt, und mit Bindfaden zusammengezogen, 
bis sie sich an den Seiten berühren. In die Fugen schmiert man 
zwischen dem Bindfaden Tischlerleim, und vereiniget hierdurch 
beydc Späne. Wenn der Leim völlig trocken ist, wird der Bind- 
faden abgewickelt, und die hölzerne, Scheide mit einem Holz- 
raspel geglättet. Hierauf wird die Scheide mit Leder überzogen, 
wozu man gemeiniglich Kalb- zuweilen aber auch Schafledcr 
nimmt. Das Leder muß so breit, als heyde Späne zusammenge- 
nommen seyn und man schneidet es lieber etwas schmaler als 
breiter; denn wenn man es mit Mühe auf die zusammengefüg- 
ten Späne ziehen mufl, wird cs desto glatter. Das Leder wird 
nämlich nicht auf dem Holze, sondern vor der Vereinigung, mit 
einem gewichsten Zwirnsfaden vusammengenähet. Beym Über- 
ziehen selbst wird durch das zusammengenähtc Leder flüssiger 
Leim gegossen, und die Späne werden gleichfalls mit Leim bc- 
strichen. Wenn das Leder auf das Holz hinaufgestreifl ist, 
streicht man es mit einem Wolfszzthn an. Zuweilen behält das 
Leder seine natürliche braune Farbe, sehr oft wird es aber auch 
mit Eisenschwärze schwarz angestrichen. Bloß schwarze Schei- 
den pflegt der Schwertfeger zuweilen mit der sogenannten 
Scheidepresse bunt zu machen. Die feinsten Scheiden und vor- 
nehmlich die Scheide zu einem Säbel für Husarenoffiziere, wer- 
den vermittels Leim mit Chagrin überzogen. Der Schwertfegcr 
färbt ihn gleichfalls mit Eisenschwürze, bestreicht den trockenen 
Chagrin mit einer Zwiebel und reibt ihn mit einer Bürste. Das 
letzte gibt dem Chagrin einen Glanz, den man aber häufig mit 
einem Lackfirnis erhöhet . .. Auch der Mode hat man es zuzu- 
schreiben, daß feine Welt anjetzl ihre Degen nach Art der Hu- 
sarensäbel trägt. Der Beschlag wird nämlich über dem Leder 
der Scheide befestigt. Man bringt in der Mitte der Scheide ein 
Blech an, welches das Mittelstück (jetzt Mittelblech) heißt. Aus 
dem Blech sowohl als auf dem Mundstück, wird ein Ring ange- 
lötet und mit diesem Ringe wird der Säbel am Sähelgehänge 
befestigt. Alle Teile eines solchen Beschlages der Scheide werden 
zwar auch auf der Scheide aus Blech zusammengebogen und g:- 
lötet; weil sie aber in die Augen fallen, so sucht man ihnen ein 
gefälliges Ansehen zu geben. Ihr Umfang wird daher mit einer 
Blechschere ausgeschweift und die sichtbare Fläche graviert 
oder ciseliert und nach der Beschaffenheit des Griffes vergol- 
det oder versilbert . .  
Die Themenwahl der Darstellungen auf den Beschlägen ist für 
den Träger, aber auch für den handwerklichen Künstler cha- 
rakteristisch und macht damit den Säbel im wahren Sinne 
Wienerisch. 
17
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.