Arbeiten der Nadel wie der Klöppel, die sich auf den Wegen unseres
Wiener Spitzencurses zu bewegen scheinen.
Dieser Wiener Spitzencurs, von dessen Entstehung und Absicht
wir bereits in der Einleitung gesprochen haben, bietet vor allem das
vorragende Interesse, er selbst mit seinen Filialen, sowohl in künstle
rischer wie volkswirtschaftlicher Beziehung. Denn man erkennt bald,
wenn man seine Arbeiten sowie die der anderen Schulen prüft und
vergleicht, dass hier ein grosses Ziel consequent verfolgt wird. Das
Ziel heisst Hebung der Lebensfähigkeit, des Wohlstandes ganzer Gegenden
und Ortschaften durch die Spitzenfabrication. Aber wie dies Ziel
zu erreichen?
Die österreichische Spitzenfabrication krankte nicht blos daran, dass
ihr das Interesse, die Theilnahme und darum die Aufträge fehlten,
sondern -xund das war eben der Grund für. die Theilnahmlosigkeit
— dass N Arbeiten weit hinter denen Belgiens, Englands, Frank
reichs zu, uckstanden und nur dem gewöhnlichen Genre angehörten.
Sollte ein einigermassen blühender oder befriedigender Zustand herbei
geführt werden, so musste vor allem die Leistung besser sein, die
Arbeit musste sich auf die Höhe der Zeit schwingen, um auch in der
Güte die Concurrenz zu bestehen. Dieser Gedanke, zunächst und vor
allem die Arbeit besser zu machen, war es, der zur Gründung des
Spitzencurses geführt hat. Der besseren Arbeit würde auch der ver
mehrte Absatz, der bessere Lohn folgen.
Nun musste man sich freilich sagen, dass man vor einer schwie
rigen Aufgabe stände. Belgien z. B. hatte die zweihundertjährige Tra
dition in feinster Arbeit, den alten Ruhm, die geschickten Hände, die
Zeichner, das feinste Material und endlich das Capital und den Untei-
nehmungsgeist für sich. War es möglich dem sich an die Seite zu
stellen? Wenn diese Aufgabe unendlich schwer erschien, so war es
vielleicht eher möglich mit eigener, origineller Art ein Feld daneben
zu erringen, das Oesterreich eigentümlich wäre und bliebe. Die Ge
schichte der Spitzenfabrication zeigt uns so manche Methoden ganz
vergessen und verloren, Methoden, die viel edler und künstlerischer
sind als diejenigen, welche heute in Mode und in Uebung stehen.
Es ist heute durch die Geschmacksreform der letzten zwanzig Jahre
so viel alte und vergessene Technik wieder in’s Leben gerufen und so
mancher Industriezweig dadurch neu erschaffen worden, sollte das
nicht auch in der Spitzenfabrication möglich und zu erreichen sein.
Sollte es nicht gelingen die alten Methoden wieder zu erlernen sie
wieder in Uebung zu setzen und auch in die Mode zu bringen. Jeden
falls würde alsdann der Vorsprung auf Seiten Oesterreichs liegen Lnd
schliesslich, sollte es auch nicht gelingen, diese alten, wieder belebten
Methoden bei der Damenwelt zur Mode zu machen, so wuide doch
die Uebung in denselben unsere Spitzenarbeiterinnen zu ,eder anderen