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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1876 / 128)

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bestimmt. Man gibt dabei stets acht, den gedachten Punkt in der Mitte 
zu lassen und das Silber auf allen Seiten gleichmässig stark zu schlagen, 
damit es so regelmässig vertheilt bleibe. So geht es weiter bis die Ver- 
tiefung der Platte der Höhe des Modelles gleichkommt. Jetzt wird auf 
gewissen, der Form des Gefässes angepassten Ambossen, bald mit dem 
dünnen, bald mit dem dicken Hammerende weiter getrieben, auch wohl 
das leere Gefäss behämmert, bis es genau die Form des Vasenkörpers an- 
genommen hat. Ist dies erreicht, wird mittelst ähnlicher, wKuhzungenu 
genannter Ambosse auch der Rand des Gefässes zu passender Höhe gerade 
aufgerichtet, dann auf anderen, zweckmässig gebogenen verengert, dabei 
ein hie und da absplitterndes Schüppchen entfernt und so fortgefahren, 
bis der Hals die beabsichtigte Form zeigt. 
Nach Vollendung der Form kannst du daran gehen, dein Gefäss rnit 
Hach erhabener Arbeit zu zieren, jenem ähnlich, dem schönsten unter 
vielen, welches ich für den König Franciscus anfertigte. Ich füllte das- 
selbe mit schwarzem Pech aus, dessen Bereitung uns schon bekannt ist"). 
Dann vertheilte ich meinem Plan gemäss die Figuren, die Thiere und das 
Laubwerk auf dem Umfang des Gefässes, entwarf sie zuerst mit einem 
Stift aus polirtem Stahl, zeichnete sie dann auf's Neue mit Feder und 
Tusche in aller Sauberkeit, die eine schöne Zeichnung erfordert. Darauf 
nahm ich die Punzen, iingerlange Eisen von Federkiels- bis zur doppelten 
Stärke. Sie sind verschiedentlich gestaltet; einige gleichen einem C in 
verschiedenen Grössenabstufungen; einige sind stärker, andere weniger 
gekrümmt, manche auch völlig gerade. Auch grössere, von Daumenstärke 
an in verschiedenen Dicken abnehmend, muss man bereit haben, ebenso 
verschiedene zugespitzte in mehreren Abstufungen. Indem man diese Pun- 
zen mit einem drei bis vier Unzen schweren Hammer auf geschickte Weise 
einschlägt, profilirt man zunächst alles, was man gezeichnet hat. Danach 
umgibt man das Gefäss rings mit schwachem Feuer, damit das Pech her- 
ausschmelze, glüht es und siedet es weiss in einer Brühe mit gleichviel 
Weinstein und Salz. Nun kommen gewisse ambossartige Werkzeuge mit 
langen Hörnern zur Anwendung. Sie heissen wcaccianfuoriu (Heraustreiber), 
werden aus reinem Eisen theils lang, theils kurz, je nach dem vorliegenden 
Falle angefertigt. Ein solches wird in einem Schraubstock befestigt, das 
eine der Hörner, welches die Form und Grösse des kleinen Fingerendes 
hat, nach oben gekehrt in das Gefäss gesteckt und auf die Stellen ge- 
richtet, welche herauszutreiben sind. Dann schlägt man ganz behutsam 
mit dem Hammer auf das andere Hörnchen des Heraustreibers, welches, 
in Schwingung versetzt, dem im Gefäss befindlichen den Schlag mittheilt. 
') v-Nun füllst du, behufs des Weiterciselirens, alle Vertiefungen der Rückseite mit 
einer Kittmasse aus, die aus einer mit etwas gelbem Wachs versetzten Mischung von Harz 
und gut gepulvertem Ziegelstein beslehtw Cellini im 12. Capitel bei Gelegenheit der 
Beschreibung der Minuteriearbeit.
	        
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