Kunststickerei, während die Ausstellungen der Stickerinnen von Beruf
(zunächst absolvirter Schülerinnen der k. k. Fachschule) sich vertheilt
gruppiren, und die rechte Seitenwand von den Agramer Fachschulen
eingenommen wird. Die hier vereinigten Ausstellungen verdienen, so
umfangreich sie auch sein mögen, Stück um Stück betrachtet zu werden,
denn fast jedes derselben ist mustergiltig.
Der Stickereicurs des Wiener Fraucn-Erwerbvereines, unter Leitung
von Frl. Marie Bergmann, hat nebst seinen Mustertüchern die präch
tigsten Proben von allen möglichen Arbeitsarten ausgestellt. Die gleich
seitige Arbeit repräsentiren ein im sog. italienischen Stich gearbeitetes
Gedeck, wie im gleichseitigen Plattstich gehaltene Leinenstickereien,
unter welchen eine Decke in Schweizer Leinenstickerei (Weiss-Roth)
besonders auffällt. Neben Knüpfarbeiten, namentlich Macrame schönster
Art, punto-tirato-Arbeiten, farbigen Filet-Guipures, spanischen Spitzen,
bilden die durchbrochenen Stickereien, farbig und Gold, wie sie in der
bosnischen Hausindustrie häufig Vorkommen, eine besondere Specialitä-t.
Proben von Goldstickereien im Renaissancestyl, wie effectvolle Kissen
in persischer oder wieder in japanischer Art gestickt, erfreuen das
Auge. Kunstarbeiten grossen Genres aber sind die beiden Clavier-
decken in Application und Flachstickerei, die eine in Renaissance-,
die andere in Rococostyl gehalten, und dies zwar sowohl in der
Zeichnung, als in der Farbe und den angewendeten Stickerei-Techniken.
Eine wirkliche Sehenswürdigkeit bilden die kirchlichen Stickereien
edelster Art, welche die Kunstgewerbeschule der barmherzigen Schwestern
in Agram eingesendet hat. Die grosse Kirchenfahne mit der so bewun
derungswürdigen Zeichnung (wie alle Zeichnungen an dieser Schule
vom Dombaumeister Bolle herrührend) zeigt in ihrer höchst gelun
genen Ausführung, wie sowohl figuralc als ornamentale Stickerei zu
behandeln sei. Der Ornat im Schranke nebenan, auf elfenbeinweissem
Atlas in Gold und Seide gestickt, ist als wahres Meisterwerk der Stick
kunst zu betrachten. Als eine Neuigkeit und von überraschender
Wirkung erweist sich hier die Anwendung der spanischen Filigran-
technik, in welcher die Hauptzeichnung ausgeführt erscheint, während
den weissen Atlasfond kleine Sterne und Punkte, in olivcngrünei und
goldfarbener Seide gestickt, bedecken. Ausser diesen, dem Dienste der
Kirche geweihten Arbeiten, stellt diese vorzügliche Schule noch ori
ginelle Kissen aller Art aus, deren Musterungen der croatischen Haus
industrie entnommen sind, sowie schöne Plattstickeieien auf Leinen,
und eine zweite Fahne (dem Agramer Vereine »Mercur« gehörend),
die auf der einen Seite die Inschrift, auf der anderen Seite das croa-
tische Landeswappen zeigt, umgeben von einer Bordüre in farben
prächtiger Applicationsstickerei. Neben dieser grossen Collection befindet
sich eine kleinere nicht minder eigenartige, gleichfalls aus dem stick
kundigen Agram ..eingeschickt, nämlich jene der städtischen weiblichen