Gewerbeschule in Agram, geleitet von Frl. Marie Ettinger. Die
gleichseitigen Leinenstickereien, die sowohl in der Musterung, als in
der fremdartigen,' aber interessanten Farbenwahl der nationalen Haus
industrie nachgebildet sind, verdienen alle Aufmerksamkeit, sowie auch
die reizvollen, gleich farbigem Email wirkenden spanischen Spitzen
arbeiten. Ganz besonders originell ist aber eine mit der landesüblichen
Ledermosaik verzierte grosse Decke.
Am oberen Ende des Saales angelangt, befindet sich der Besucher
an der Quelle, am Ausgangspunkte jener Reformen, jenes veränderten
Geschmackes „ und jener Veredlung der Technik, die er bisher mit
Vergnügen zu verfolgen Gelegenheit fand. Die Ausstellung der von
hr. Emilie Bach geleiteten k. k. Fachschule für Kunststickerei ist einer
eingehenden Besichtigung für Jedermann — für Lehrerinnen und Sticke
rinnen aber dem ernstesten Studium zu empfehlen. Der auf Pulten
systematisch geordnete Lehrgang zeigt, wie beim Unterrichte vor
geschritten wird und umfasst sämmtliche an der Anstalt geübten
T echniken.
Die gleichseitigen Arbeiten sind in allen Abstufungen, von den
einfachsten bis zu den schwierigsten Arten vertreten. Ebenso erscheinen
alle farbigen Plattstickereien auf Leinen in durchaus correcter und
künstlerischer Weise ausgeführt. Die Ausstellung bringt mehrfache
gelungene Neuerungen auf diesem Gebiete, wie die eine Seite des
grossen Mittelkastens, wo die Leinenstickereien ihren Platz gefunden
haben, erweist. Die vordere Seite, sowie die Seitenwände nehmen
eine Fülle von Arbeiten auf, die alle erdenklichen Sticktechniken
repräsentiren. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die in chinesischer
Manier ausgeführten Arbeiten: eine Flachstickerei in Seide auf weissem
und eine Silber- und Goldstickerei auf dunkelblauem Atlas, ein Kissen
in Knötchentechnik und ein Behang in bunten Farben, gleichfalls nach
chinesischer Weise gleichseitig gestickt. Die übrigen orientalischen
Techniken, vornehmlich die arabische, sind durch grosse längliche
Kissen (nach Zeichnung von Hofrath Storck), gleichwie in ver
schiedensten Varianten vertreten, ebenso die türkischen, indischen und
persischen. Auf derselben Seite wie die Agramer Stickereien ist neben
einem grossen blauen Plüschteppich, den ein Rand von in köstlichen
Farben schimmernder spanischer Spitze schmückt," und anderen in der
selben Technik ausgeführten, kleineren Objecten, das Hauptwerk der
Schule aufgestellt: ein nach Hofrath Storek’s Entwürfe in herrlicher
Goldstickerei und kunstvollster Nadelmalerei ausgeführter Ofenschirm,
welcher einen Hauptanziehungspunkt nicht nur dieser Schule, sondern
der Gesammtausstellung bildet. In die Schulausstellung mit einbezogen
worden ist noch eine gelungene Arbeit einer absolvirten Schülerin
der Privatlehrerin Emilie Stiasny, eine figurale Nadelmalerei:
Medaillon mit dem Kopfe des h. Mathäus. Weiters befinden sich in