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Volltext: Special-Ausstellung weiblicher Handarbeiten im k. k. österr. Museum für Kunst und Industrie

bänder, welche zahllose Strickmuster aller Arten enthalten. Etwas 
Interessantes zeigt die Exposition der Lehrerin Emma v. Castro in 
Triest,, nämlich neben sonstigen Arbeiten gewöhnlicher Sorte, ein 
überaus reichhaltiges, geschickt gearbeitetes Musterband für ä jour- 
Arheiten feinster Sorte. Höhere Ansprüche befriedigend ist die Aus- - 
Stellung der städtischen Fortbildungsschule für Mädchen in Prag. 
Dieselbe zeigt uns Plattstickereien auf Leinwand, einen langen Tisch- : 
läufer und ein grosses Milieul, mit der nationalen Hausindustrie 
entnommenem Muster. Diese Stickerei wurde nach einer alten Arbeit, 
die sich im Museum des Herrn Naprst e k befindet, von Schülerinnen 
der Fortbildungschule gearbeitet. 
Von Stickereigeschäften hat sich nur eine bedauerlich geringe 
Zahl betheiligt, was einigermassen zu verwundern ist. Dafn r aber 
tragen die in den beiden unteren Sälen vertheilten Ausstellungen iW 
Industriellen lauter Namen von gutem Klang — Elite- und Muster- 
Expositionen im strengsten Sinne des Wortes! Im Saale VII fesselt 
die Ausstellung der Frau Regine Heller das Auge. Jedes Stück für 
sich ist hier, mag dasselbe der Leib-, Bett- oder Tischwäsche angehören, 
an sich vollkommen in seiner Anordnung wie AusführungJ denn die 
zum Schmucke dienenden Stickereien sowohl, als die verwendeten 
Spitzen erscheinen durchgängig gediegen und stylvoll. Anwendung 
farbiger Stickerei auf Bettwäsche ist etwas, das in allgemeine Mode 
zu kommen verdiente. Das bedeutendste Stück bildet aber eine reizende 
Specialität: ein Tischläufer, welcher einem Speiseservice angepasst 
und mit. der gleichen Blumenmalerei verziert ist. Man kann hier, ge 
trost den Ausdruck »Malerei« anwenden, denn die auf dem feinen, 
weissen Leinengrunde in offener Seide gestickten, bunten Blumensträusse 
und kleinen verstreuten Blüthen gehören in die Kategorie echter, 
kunstvollster Nadelmalerei! Ganz in der Nachbarschaft hat das wohl- 
bekannte Haus Kunz & Mössmer seine bereits allgemein beliebten, 
farbigen Leinenstickereien ausgestellt. Die grosse Verbreitung, welche 
diese prächtigen Arbeiten mit ihrer zumeist aus der ungarischen 
Flausindustrie stammenden Musterung und effectvollen Farbenwirkung 
gefunden haben, kann gewiss als deutlichster Beweis dafür dienen, wie 
sehr es in der Hand wahrhaft intelligenter, mit ihrer Zeit fort 
schreitender Industrieller gelegen ist, fördernd und bessernd auf den 
Geschmack des grossen Publikums einzuwirken. Würden alle und 
nicht blos wenige einzelne Stickereigeschäfte auf dem Standpunkte von 
4886 stehen, welcher doch, wie man meinen sollte, der natürliche ist -— 
statt wie leider , die Meisten beharrlich auf jenem von Anno 1860 zu 
beharren, es wäre sicherlich bereits ganz anders bestellt um den all-- 
gemeinen Geschmack auf diesem Gebiete! So aber werden heute noch der 
grossen, wenig selbständiges Urtheil besitzenden Menge dieselben Dinge 
vor das Auge geführt, die vor einem Vierteljahrhundert gang und gäbe
	        
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