lichkeit der Technik uralter ICunstproducte eines der ältesten Cultur-
völker, mit den modernen Hausindustrie-Producten ruthenischer Bauern-
— mädchen erklären können ?
Die Perlarbeiten aus dem Bezirke Sniatin in Galizien sind aus
feineren kleineren Schmelzperlen hergestellt, die Bordüren sind reicher
gegliedert und noch künstlicher ausgeführt als die vorerwähnten. Sie
enthalten eine Fülle künstlerischer Motive, ihre malerische Verwendung
auf rothem »Arrasband« — sie bilden vorzugsweise den Kopfschmuck
der Bäuerinnen — ist durch eine ausgestellte Probe erklärt.
Sehr reichlich und von verschiedenen Seiten kamen die Ein
sendungen von Pioben mährisch-ländlicher Hausindustrie und dieser
Theil der Ausstellung ist überaus lehrreich. ,,
Wem war es bekannt, dass in einem benachbarten Kronlande,
so nahe dem Centrum des Reiches, eine so eigenartige, mannigfaltige
und echt künstlerische Hausindustrie heimisch ist oder vielmehr in
früheren Zeiten heimisch gewesen war? Wer hat das Vorhandensein
so bedeutender künstlerisch werthvoller alter Arbeiten in den arm
seligen Hütten des mährischen Landvolkes vermuthet?
Vor einiger Zeit waren in Wien im Antiquitätenhandel eigen
artige schmale, mit geklöppelten Spitzen und Einsätzen verzierte,
geradezu classisch schöne Stickereien erschienen, die auf beiden Seiten
des Stoffes gleichwirkend, mit schwarzer, weisser, gelber oder farbiger
Seide auf weissem Grunde ausgeführt, in Kennerkreisen Aufsehen
erregten, ohne dass jemand anzugeben wusste, woher diese reizvollen
Arbeiten stammen. Heute wissen wir, dass sie mährischer Provenienz
sind, von walachischen Bäuerinnen stammen, die zur. Zeit als das
nationale Costume in diesen Kreisen noch in voller Blüthe stand, die
Enden ihrer schärpenförmigen Kopftücher in kunstvoller Weise stickten
und dieselben mit seidenen oder aus steifem gelblichen Hanfzwirn
geklöppelten Spitzen sehr geschickt verzierten. Derlei Kopftücher,
Hauben oder Schleier sind in der Ausstellung vielfach vertreten, daneben
aber kamen so vielerlei gute und stylrichtige Arbeiten, dass man über
die Menge der im Mährischen Lande eingebürgerten — oder ein
gebürgert gewesenen — Techniken staunen muss.
Vier Collectionen sind es, welche diesen Reichthum an technischer
Eigenart auf der Ausstellung zur Geltung bringen. Eine Collection von
Hauben, welche die Schule in Walachisch-Meseritsch ausstellt, zeigt
verschiedene Arten von Weissstickerei, welche dereinst bei den sla-
vischen Frauen in hoher Blüthe stand. Die ausgestellten Hauben
stammen aber schon aus der Verfallzeit der Technik, sind aber doch
in Bezug auf die Reichhaltigkeit der angewandten Arbeitsmethoden
beachtenswerth. Da ist die Hoch- und Plattstickerei mit aufgelegtem
Grundstoff auf Tüll ausgeführt, da ist Tülldurchzug, Tambourirarbeit,
Guipurestickerei, Madeira, Languettenstich, gezogene und geschnittene