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1 Es ist schwer in wenigen Worten die Reichhaltigkeit dieser
Sammlung zu schildern, von der 164 Stücke unsere Museums-Ausstellung
zieren. Alle bisher erwähnten Arten von Stickerei sind in der schönsten
Ausführung darin vertreten, und es scheint, dass alle in der Renaissance
zeit beliebten edlen Arten von Frauenhandarbeit dereinst im mährischen
Lande geblüht und von walachischen Bauerfrauen in bewunderungs
würdiger Feinheit der Technik und Reinheit des Styles geübt worden
sind. Ja noch mehr: unter diesen prächtig ausgeführten Handarbeiten
finden sich einzelne nur diesem Lande eigenthümliche, nationale Stick
arten, die wir nicht mit wissenschaftlichen Benennungen — man ver
zeihe uns das anmassend klingende Wort — sondern nur mit land
läufigen Namen wie z. B. die bombenförmigen Füllstiche: »Bumberliky«
nennen können.
Wir sahen von der Hand mährischer Bauersfrauen im sogenannten
Holbeinstich ausgeführte Stickereien, die den besten Arbeiten aus der
Zeit der Renaissance gleichkommen: Leinenstickereien, die an Feinheit
den auf Holbeins Gemälden verewigten Stickereien wenig nachstehen,
Bordüren in Plattstich, die, was Farbenreiz betrifft, an die besten
orientalischen hinanreichen, ferner •»lavoro a maglia« (Netzarbeiten),
deren Schönheit den Vergleich mit den besten altitalienischen aushält.
Alle Arbeitsarten sind in den anmuthigsten Dessins ausgeführt,
die Muster sind hundertfältig variirt und in allen Fällen der Technik
angepasst.
Dabei ist auch die Näharbeit vortrefflich, jede Naht und jeder
Saum beachtenswerth, aus jeder Nothwendigkeit ist eine Tugend ge-'
macht, die Naht wird zur Zierde, der Saum zum Ornament.
In zierlichen Zäckchen umranden feingenähte Steppsäume das
Weisszeug und die Verbindungsnähte zweier Stofftheile sind gleich
zierlichen Spitzeneinsätzen ausgeführt.
Mögen unsere Damen kommen, sehen und es nicht verschmähen
aus den Arbeiten schlichter Bäuerinnen vieles zu lernen!
Uns bleibt nur noch eine Frage offen: muss diese schätzenswerthe
Kunstübung einer dahingegangenen Generation mit dem Geschlechte, 1
das sie dereinst gepflegt, geliebt und geübt hat, gleichzeitig zu Grabe
getragen sein? Wäre nichts davon neuerlicher Pflege im Volke werth,
und würde nicht den Enkelinnen etwas von der Kunstübung ihrer
Eltermütter als rechtmässiges Erbtheil zustatten kommen:
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Emilie Bach.
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