MAK

Volltext: Die Ausstellung kirchlicher Kunstgegenstände in Wien

222 
Schnütgen: 
einem Altäre stehend dar, dessen Vorderseite mit einem Patriarchalkreuze 
und den betreffenden Monogrammen verziert ist. Rechts wie links von 
ihm erscheinen je drei mit Namen versehene Apostel, denen er auf der 
einen Decke die hl. Hostie, auf der andern den Kelch reicht in ganz ähn 
licher Weise, wie auf der vatikanischen Kaiserdalmatik, die bekanntlich dem 
XII. Jahrh. angehört. Unmittelbar neben Christus steht ein, wie er selber, mit 
Nimbus geschmückter Engel. Eine dichte Goldinschrift bildet die Umrahmung. 
Die Untergewänder sind in Silber, die Mäntel in Gold ausgeführt, farbige 
Eäden nur für die Contouren, Perlen nur benutzt um Christus wie den 
Engel rings damit einzufassen. Die heiden anderen nicht unerheblich 
jüngeren Kelchdecken setzen sich aus fünf kleinern Sammtquadraten zu 
sammen, die ein griechisches Kreuz bilden. Das mittlere Quadrat ist mit 
einer grossen Kelchkuppe geschmückt, in der ein Kind liegt; je fünf Engel, 
von denen der vorderste in ganzer Figur ein Flabeilum — Stange mit Sera 
phimscheibe — trägt, flankiren es. Auf jedem der vier anstossenden Qua 
drate ist ein Engel mit Stola unter einem Bogen dargestellt. — Von den 
fünf Stolen, die je eine Länge von 27 2 —3 m, eine Breite von circa 22 cm 
haben, ist eine als Geschenk der Fürstin Marghitta, Gemahlin von Simeon 
Moghila und mit der Jahrezzahl 1607 bezeichnet. Sechs übereinander 
geordnete Standfiguren von Heiligen steigen auf jeder Seite zur Mitte auf, 
die durch drei Brustbilder markirt ist. Auf dem rothen Seidenfond ist 
nur wenig Farbe gebraucht, desto mehr Gold. Ganz ähnlich, aber etwas 
einfacher sind die andern Stolen gemustert, während die fünfte eine viel 
reichere Behandlung erfahren hat. Medaillons mit figurenreichen Darstellun 
gen aus dem Leben und Leiden des Herrn gruppiren sich auf beiden Seiten 
übereinander um sich in der Abendmahlsscene zu vereinigen. Geometrisch ge 
musterte Ansätze mit Quasten bilden die Ausläufer. — Die sechs Manipeln, 
die wohl alle erst dem XVII. Jahrh. angehören, haben die trapezförmige 
Manchettenform, wie sie sich bei den Abyssiniern bis heute erhalten hat, 
das Mittelfeld ist mit Figuren oder Kreuzen in Gold bestickt, der untere 
und obere Rand mit Inschrift in Silber versehen. Ringe dienen an den 
Schmalseiten zur Befestigung. — Zwei grosse und zwei kleinere Teppiche 
mit der Darstellung der Grablegung Christi (Aer) werden wohl als 
Antimensia, also als Ersatz für einen (Altar-) Tisch d. h. für einen Trag 
altar zu betrachten sein. Die Griechen pflegten nämlich den Altar bei 
seiner Consekrirung mit einer mehr oder minder reich verzierten Decke 
zu belegen, die der Bischof nachher nicht selten in Stücke zerschnitt, 
damit sie in Ermangelung von den bei den Griechen viel minder üblichen 
steinernen Tragaltärchen zur Aufnahme der Oblaten und zur Darbringung 
des hl. Opfers benutzt würden. Da die Griechen den Altar mit Vorliebe 
als das Grab des Heilandes betrachteten, so war die Grablegungsscene ihnen 
als Schmuck für das Antimensium besonders naheliegend und geläufig.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.