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Schnütgen:
oder längerer Zeit in den Händen der Besteller befindet, hat in der alten
Abtheilung unter dem Namen des Eigenthümers Aufnahme gefunden, was
noch im Besitze der Verfertiger ist, bildet unter deren Namen, meistens
als verkäufliche Waare, die andere Abtheilung.
Besprechung und Beurtheilung dieser Leistungen ist Sache der Zeit
schriften und Fachblätter, welche die Behandlung der modernen Kunst
erzeugnisse, sei es als Haupt-, sei es als Nebenzweck, sich zur Aufgabe
gestellt haben. Auch an kirchlichen Organen hierfür fehlt es weder in
Oesterreich, noch in Deutschland. Eine solche Besprechung gehört aber
nicht in die „Jahrbücher“, für die mir der ehrenvolle Auftrag geworden
ist, über die Wiener Ausstellung einen Ueberblick zu geben. Dieser
darf sich an dieser Stelle nur auf die alte Abtheilung beziehen und auf
diese auch, wenigstens im Allgemeinen, nur insoweit, als es sich um
archäologische Gesichtspunkte, allerdings im weiteren Sinne des Wortes
handelt.
Fragen wir zunächst nach der Art der ausgestellten Objekte, nach
ihrer Anzahl wie nach ihren Hauptausstellern den Catalog. Er lag schon
am Tage der Eröffnunng in sehr hübscher Ausstattung fertig vor und
führt im Inhalts-Verzeichnisse fünf Gruppen auf: 1. Buchausstattung
und Bucheinbände. 2. Textile Arbeiten. 3. Holzarbeiten.
4. Metallarbeiten und Email. 5. als Arbe-it-en . verschiedener
Art Elfenbein und Bein; Alabaster, Marmor, Stucco und Kehlheimerstein;
Thon, Wachs und Glas; Varia. Dass in diesen Gruppen die Königin der
kirchlichen Kunst, die Architektur fehlen musste, ist selbstverständlich.
Selbst Entwürfe zu ihr waren durch die Grenzen des Raumes ausge
schlossen. Auch für grössere Gemälde und Altarwerke schien der Raum
nicht besonders geeignet und auch aus anderen Gründen eine Beschränkung
auf kleinere Gemälde und Holzfiguren angezeigt, ln dieser Umgrenzung
beschreibt der Catalog auf 113 Seiten 1047 Nummern. 42 derselben, die
vornehmlich den Glanzpunkt der metallischen Abtheilung bilden, sind als
ganz aussergewöknlicher höchst schätzbarer Beitrag die Abbildungen aus
früheren Veröfientlichungen beigefügt, sei es als in den Text gedruckte
Illustrationen, sei es als Extra-Tafeln. Die Nachträge umfassen noch ein
Hundert weiterer Nummern mit 2 Illustrationen, und auf ein Hundei t von
Gegenständen mag sich auch noch belaufen haben, was zu spät eingegangen
war, um noch in den Nachträgen Beschreibung oder Erwähnung finden zu
können. Es besteht hauptsächlich in höchst merkwürdigen Stickereien und
Metallsachen aus drei Klöstern der Bukowina, sowie in verschiedenen Leih
gaben aus Privatbesitz. Der letztere hat sich im Ganzen der Ausstellung
gegenüber etwas kühl verhalten, denn mehrere hervorragende Privatsamm
lungen der Kaiserstadt fehlen ganz. Dafür sind freilich andere, nament
lich die von Figdor und Trau, sowie vom Fürst Liechtenstein und Graf