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besonderen Scbönbeit das Salzburger und drei andere, ehedem selbst
verständlich in kirchlichem, jetzt in Privatbesitz befindliche Paldistorien
hervorgehoben und bezüglich der Arbeiten aus Schmiedeisen, in
welchem noch das 18. Jahrhundert so Bewundernswerthes (Communion-
bankgitter, Stiegen- und Galleriebrüstungen, Zwischenthüren u. dgl.)
hervorgebracht, bedauert werden, dass ausser den ausgestellten Grab
kreuzen nicht noch Mannigfacheres und Bedeutenderes geboten werden
konnte, was etwa zur eifrigeren Wiederaufnahme dieser fast ausgestorben
gewesenen und doch so achteiiswerthen und soliden Technik hätte mäch
tigere Anregungen geben können.
Das Schmerzenskind einer universellen Kunstausstellung wird immer
deren moderne Abtheilung sein. In der historischen Abtheilung treffen
stets eine grössere Anzahl von Arbeiten zusammen, die als die Blüthe
der Leistungen mehrerer Jahrhunderte betrachtet werden können und
die auch die Probe der Jahrhunderte schon bestanden haben; hier
hängt es vielfach nur vom Zufalle ab, was ein tüchtiger Künstler, eine
leistungsfähige Firma in dem betreffenden Jahre der Ausstellung gerade
fertig hat, denn "Vieles und Bedeutendes aus blossem Kunstschaffensdrang
in Vorrath zu halten, geht da nicht an. Dort verbürgt der Keiz des
Altertbümlichen und Seltenen im Vorhinein eine sympathische Aufnahme,
und ihm zu Liebe wird gern ein Mangel übersehen, eine Unbeholfenheit
als stilvoll oder „antik” gepriesen oder doch als „naiv” mit wohl
wollender Theilnahme belächelt; hier wird schonungslose Kritik geübt
und vielleicht um so schonungsloser geurtheilt und verurtheilt, je schwerer
sich unter Lebenden ein wirklich objectiver Standpunkt einnebmen lässt.
Und dass die allgemeinen Lebensbedingungen speciell für die religiöse
Kunst heute ganz anders sind als ehedem, nicht nur was den „nervus
rerum”, sondern auch was den noch wesentlicheren regen gläubigen
Sinn anbelangt, welcher Beurtheiler erinnert sich dessen und bringt^ es
richtig mit in Anschlag? Nützlich und lehrreich wird demnach eine
Vergleichung des Alten mit dem Neuen jedesmal sein müssen, am
meisten für den ausübenden Künstler selbst; ein Massstab zur Bemessung
des Werthes wird sie uns auch noch aus anderen Gründen nicht geradezu
sein können.
Unter den durch die Stil- und Geistlosigkeit des Josefinischen
Zeitalters gänzlich in Vergessenheit gebrachten, neuestens aber wieder
erweckten Kunstzweigen nimmt die Holzplastik bereits eine nicht
unansehnliche Stellung ein. Schon der Comfort des bürgerlichen Lebens
will heute des Sehnitzwerkes im Mobiliar nicht mehr entbehren, obwohl
er sich häufig nur mit matter Imitation oder gedankenloser Pabriksmache
begnügen muss. In der Kirche hat zwar jene beschränkte Linseitigkeit,
die mit Aufrichtung von zwei oder drei gezackten Stangen rechts und
links von einem ebensolchen Giebel einen „gothischen Altar herzu
stellen wähnt, der alles Andere aus dem Felde schlagen muss, vielfach
noch einer reicheren Entfaltung der Erfindungs- und Gestaltungsgabe
den Weg vertreten, wie wir eine solche noch an so vielen Schöpfungen
des vorigen Jahrhunderts mit Anerkennung wahrnehmen und geniessen
können, so sehr wir auch einsehen, dass gerade das allzufreie Aus
schweifen der Phantasie diese Kunst am meisten mit ins Verderben
bringen half. Indess hat auch die moderne Gothik neben vielem