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Schwächlichen anderwärts wieder mit so mancher Arbeit das, was die
ältere Gutes aufweist, vollständig erschwungen. Ein schönes Beispiel
dieser Art ist der unter Nr. 1075 aufgestellte Altar von J. Kepplinger
in Ottensheim (Oberösterr.), zugleich mit 800 fl. höchst preiswürdig,
Aehnliches kann gesagt werden von dem gothischen Hausaltare v'on
J. Leimer in Wien (Nr. 1079, 1500 fl.), und auch dessen Krippenaltar
(dieselbe Nummer) hat viel Gutes, wozu jedoch die das Spruchband
haltenden, versilberten Engel, die mit ihren schuppenartigen Hemdhosen
ebensogut für Teufelchen gehalten werden könnten, nicht gehören.
Als besonders saubere und exacte Arbeit verdient auch der
Tabernakelaufsatz von J. Untersberger in Gmunden (Nr. 1099, 2500 fl.)
eine ehrenvolle Erwähnung. Seinen Gegensatz fand er in der nächst
folgenden Katalognummer, dem Znaimer „Tabernakelaltar mit Mensa
und sechs Leuchtern”, einer Arbeit, wie sie roher nicht gedacht zu
werden braucht.
Von den übrigen, meist nur in Einzelfiguren bestehenden Werken
der Holzplastik fallen dann schon durch ihre grössere Anzahl die aus
dem Grödener Thale stammenden etwas mehr in die Augen. Die
„Grödener”, die gegenwärtig in den Kirchen des Landes ein sehr reiches
Absatzgebiet gefunden haben und hierbei nicht wenig ihrem rührigen
Ecclamemachen verdanken, sind anlässlich dieser Ausstellung schon recht
hart^ beurtheilt und verurtheilt worden. Wahr ist es, dass gegen sie oder
wenigstens gegen die bekannteren Lärmmacher unter ihnen kein Verdict
zu streng ist, insofern sie mit ihrer Autodidakten- und Dilettantenarbeit
schon das Höchste in der Kunst erreicht zu haben und keiner Belehrung
und Weiterbildung mehr zu bedürfen glauben. Wahr ist es auch, dass
ein wesentlicher Fortschritt der Grödener Leistungen so lange nicht zu
erwarten^ ist, als der producirende Arbeiter daselbst so vielfach nicht
direct mit dem abnehmenden Publicum in Verkehr treten kann, sondern
sich ganz in den Händen eines Arbeitspächters befindet, der, obwohl er
dem Publicum gegenüber als Fachmann, als Künstler dastehen möchte,
doch von der Sache selbst keine rechte Keuntniss und darum auch kein
anderes Streben besitzt, als die Arbeit Anderer wieder zu Geld zu
machen.
Iiidess sind doch diese Zustände unter den „Grödenern” nicht
gerade allgemeine; dann muss auch zugestanden werden, dass die
hausbackene, dafür aber auch wohlfeile Grödener Waare immer noch
um Einiges besser ist als so Manches, was sich in unseren Landkirchen
aus den früheren Zeiten dieses Jahrhunderts vorfindet; endlich ist selbst
auf dieser in ihrer modernen Abtheilung nicht überreichen Ausstellung
noch mehr als ein Stück von anderwärts her erschienen und hat muthig
bis ans Ende der Ausstellung heran Stand gehalten, das in mehrfacher
Beziehung noch hinter dem geringsten der Grödener zurücksteht. Die
Grödener wissen doch wenigstens das Schnitzmesser zu gebrauchen und
wissen auch, dass Figurales zu seiner Vollendung der Farbe bedarf; an
den plumpen Klötzen, die eine Wiener Firma als Altarleuchter ausstellte
und an der Verwendung des Glanzgoldüberzuges von Seite dieser und der
^üon oben gedachten Znaimer Firma merkt man nicht einmal diese
enntniss. Wenn sodann den besseren unter den Grödener Arbeiten
crasser Naturalismus vorgeworfen wird, so kann mit demselben Rechte