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weg; er hatte eben sein Bild zu einer colorirten
Zeichnung, nicht zu einem Gemälde gemacht. Jede der
Platten war nur für eine der Farben vorbereitet,
aber so, dass der Künstler durch das Aufeinander
drucken zweier oder dreier Farben eine Menge ver
schiedener Tinten erhalten konnte, wie der Maler durch
Vermischung auf der Palette oder auf der Leinwand.
In der That war damit der eigentliche farbige
Kupferstich erfunden ; er stellte eine Malerei dar und
blieb doch eine Vervielfältigungskunst. Er war auch
kühn genug, sich an große, verhältnissmäßig große
Bilder zu wagen, wie z. B. an lebensgroße Porträts.
Aber die Technik der Malerei war verschieden in
jener Zeit. Die französische Gesellschaft des 18. Jahr
hunderts liebte neben dem Oejgemälde als Art von
ihrer Art das Pastellgemälde, diese weiche, etwas
verschwommene, blasse und kühle Technik, deren Farben
ihren Farben glichen, und als Abart oder Vorstufe
die Kreidemanier, die Zeichnung mit verschieden ge
färbten Stiften, dann die Gouache- oder Aquatinta
manier, das Aquarell, die Handzeichnung in roth oder
einer anderen Farbe. All’ dieser verschiedenen Technik
sollte der farbige Kupferstich gleichkommen, und so
entstanden im Laufe des 18., vielmehr der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts die verschiedenen Arten,
die Pastell- und Kreidemanier, die Gouache- oder
lavirte Manier, auch Aquatintamanier, wozu noch eine
ganz besondere Manier kam, der punktirte Kupferstich,
welcher so sehr in England geübt wurde, dass er daher
die Bezeichnung als englische Manier erhielt. Die
Manieren waren alle mehr oder weniger künstlich,