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das Königthum und die königliche Familie gerichtet:
„Ludwig XVI. mit der rothen Mütze“, „Louis le
Par jure“, „Ecce Veto“ und andere, meist von sehr
gemeiner Art im Gedanken. Häufiger noch als die
Satire war die Caricatur, an welcher sich bedeutende
Künstler, wie Villeneuve und auch Carle Vernet, bethei
ligten, nicht bloß die politische, sondern auch die sociale.
Man kann sagen, der farbige Kupferstich hat mit
der Schönheit begonnen und ist mit der Caricatur
gestorben. Er war gekommen, als eine Kunst jener
Zeit, an welcher des Weltlaufes Kummer und Sorgen
unbeachtet vorübergingen, da man fröhlich auf einem
Vulcane tanzte und sein Grollen nicht vernahm oder
nicht hören wollte. Nun waren Kummer und Sorgen
gekommen. Diese Kunst sollte nun den Ernst, den
bittersten Ernst des Lebens darstellen, wie sie vorher
Liebe, Schönheit, harmloses Vergnügen geschildert hatte.
Für diese war sie die rechte Kunst gewesen, für
blutige Scenen passte sie nicht. Sie war zu fein und
zart dafür, zu vornehm, zu elegant, sie erforderte zu
viel Mühe und Geduld. Kein Wunder, dass es mit
ihr zu Ende ging, ln Modebildern, Costümen, Cari-
caturen fortgepflanzt, erreichte sie kaum die Epoche
der Wiederkehr der Bourbonen. Die Restauration,
welche so gern das Anden regime wieder herauf
geführt hätte, vermochte nicht, ihn wieder zu be
leben. Ob es der Gegenwart gelingen wird, die heute
jene Blätter mit großer Vorliebe und für hohe Preise
sammelt ? Einstweilen ist das der Standpunkt, die Lieb
haberei vornehmer Kunstsammler und Sammlerinnen.
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