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Werfen wir noch einen Blick in das Schlafzimmer, welches zugleich
als Frauengemach, als Boudoir diente. Hier war es, wo die Frau des
Hauses empfing. Das geschah allerdings nur in den vornehmsten Häusern,
denn in der einfachen Ritterburg wohnte die ganze Familie noch in einem
einzigen großen Gemach, in welchem für die Hausfrau nur durch auf
gehängte Teppiche ein separirter Raum zur Toilette oder für das Ehebett
abgetheilt war. In Frankreich kam es zu dieser Epoche auch vor, dass die
ganze Familie in einem und demselben großen Bette schlief. Im bürger
lichen Hause der Städte war ebenfalls eine Trennung zwischen Wohn-
und Schlafgemächern nur in Patrizierhäusern, und auch da nicht strenge
durchgeführt.
Das Hauptstück im Schlafgemach war das Bett, das zu dieser Zeit
noch nicht mit Pfosten, Himmel und Vorhängen oder ganz mit Bretter
wänden zu einer geschlossenen kleinen Behausung gemacht war. Es stand
offen und frei, höchstens dass über vortretende, in der Wand befestigte
Stäbe eine leichte Decke oder vielmehr ein leichter Stoff himmelartig
gehängt war, der aber das Bett frei und offen ließ. Auf den Bildern
findet sich nicht selten eine Ampel über dem Schlafenden. Die Gestalt
des Bettes gleicht dem unsrigen mit etwas erhöhtem Kopfende; zuweilen
scheint es aus Eisenstäben gebildet. An dem Fußende stand gewöhnlich
eine Bank mit Lehne, auf welche die Herrin ihren Gast zum Sitzen
einlud. Auch eine Fußbank findet man neben dem Bette zum bequemeren
Hineinsteigen. Jene Sitzbank diente auch als Truhe zum Aufheben der
Kleider. Kasten zum Aufbewahren der Toilettegeräthe, wie sie in gothi-
scher Epoche auf den Bildern Vorkommen, waren ohne Zweifel vorhanden,
wenn die dürftigen Bilder sie auch nicht erkennen lassen. Leuchter haben
sich aus dieser Zeit des romanischen Kunststils vielfach erhalten, theils
von Kupfer und mit Grubenemail geschmückt, theils von Messing oder
Gelbguss. Sie haben eine doppelte Form: entweder sind sie niedrig und
mit einem Stachel, auf welchen die Wachskerze gesteckt wird, oder mit
der vertieften Dille zum Aufnehmen der Wachs- oder Unschhttkerze.
Lampen kommen auch vor, z. B. wie schon erwähnt, als Ampel über
dem Bette hängend, sodann in den Händen der klugen und thörichten
Jungfrauen. Sie haben die Form kleiner nach unten gespitzter Gefäße.
Größere Räume, Festräume, Hallen, wurden mit Leuchtern, die von
oben herabhingen, beleuchtet. Oft ist ein solcher Kronleuchter nur ein
einfaches hölzernes Kreuz, auf dessen vier Enden Kerzen aufgesteckt
sind. Aus den großen Lichterkronen aber, mit welchen zu dieser Zeit die
Kirchen geschmückt wurden, wie z. B. der Dom von Aachen eine solche
von Kaiser Friedrich Rothbart zum Geschenk erhielt, lässt sich wohl
schließen, dass auch ähnliche Kronleuchter den Palästen und vornehmen
Häusern nicht fehlten. Der Form nach bestanden sie in einem mehr oder
weniger reich verzierten Reif, der rings mit Kerzen besteckt wurde.