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Volltext: Katalog der Special-Ausstellung Mittelalterlichen Hausraths

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gefärbtem Grande. In der Regel haben sie die Höhe der Sitzbank; es gab 
aber auch solche, welche Tisch- oder Commodenhöbe besitzen, so dass sie 
nicht als Sitzbänke benützt werden konnten. Nach ihrer Einrichtung bildet 
der obere Theil den Deckel, der aufzuheben ist. Im Innern befindet sich 
häufig eine kleinere Abtheilung, ein Fach für den weiblichen Schmuck. 
Im getäfelten Gemach pflegte eine Sitzbank an der Wand entlang 
zu laufen, besonders um eine Ecke herum, in welchem Winkel dann der 
Speisetisch stand. Diese Bank hatte Rücken- und Seitenlehnen und war 
im reichen Hause mit einem «Rücklaken« überdeckt oder behängt. Es 
gab aber auch freistehende Bänke. So hatte eine solche einen gewöhn 
lichen Platz vor dem Kamin. Sie war oftmals, wie die Zeichnungen 
schließen lassen, so eingerichtet, dass die Lehne vor- oder rückwärts 
gelegt werden konnte, so dass man, je nachdem man wollte, Antlitz oder 
Rücken dem Feuer zukehrte. Wenn Herr und Herrin, Fürst und Fürstin 
allein speisten, so saßen sie auf einer gemeinsamen Bank hinter dem 
Speisetische, auf dessen Vorderseite die Bedienung stattfand. Sie saßen 
auch so allein am Ehrensitze, die Stirnseite des Saales einnehmend, bei 
großen Festgelagen. Die Gäste saßen an zwei langen Tischen zu beiden 
Seiten des Saales hinab, immer nur an der Außenseite, während von der 
Innenseite die Bedienung geschah. 
Neben den Bänken, welche zu mehrerer Bequemlichkeit mit Kissen 
belegt waren, da es eine feste Polsterung noch nicht gab, hatten auch 
die Einzelsitze, die Sessel und Stühle, eine in der Gestaltung mannig 
fachere Ausbildung erhalten und fanden sich zahlreicher im Hause als 
in der vorausgegangenen Epoche; ja man sieht sogar sehr mannigfache 
Stuhlformen. Der Ehrenfaltstuhl, von dem heute nur der Name im 
Fauteuil (Faldistorium) erhalten ist, war als solcher wohl nur den Kirchen 
fürsten und Aebtissinnen geblieben, aber in massiverer und prunkenderer 
Gestalt. In Schloss und Palast (auch wohl im geistlichen Palast) war 
ein fester Stuhl mit hochaufsteigender Rücklehne, über dem ein Baldachin 
schwebte, zum Ehrensitze geworden. Der Baldachin war entweder aus 
Holz gezimmert und mit Schnitzerei verziert, oder er bestand aus einem 
glänzenden Brocatstoff, der auch am Rücken herunterhing und den Sitz 
überdeckte. Leichteres bewegliches Gestühl, dessen Platz man nach Bedarf 
leicht wechseln konnte, findet sich nunmehr häufig auf den Bildern, sei es in 
Form einfacher Sitze ohne Lehne oder in Gestalt der heute sogenannten 
Bauernsessel oder aus gedrechselten Stäben drei- und vierseitig zusammen 
gestellt und mit geflochtenem Stroh besetzt, auch in Form zusammen 
legbarer Sessel, auch mit Lehnen blos zur Seite oder blos im Rücken. 
Wie gesagt, die Arten sind mannigfach und ebenso ist es auch die 
Verzierung, welche in Farbe, in Schnitzerei und auch in italienischer 
Marqueterie bestand. Feste Polsterung gab es bei ihnen so wenig wie bei 
den Bänken; frei gelegte Kissen erhöhten die Bequemlichkeit, welche nicht 
allzugroß war.
	        
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