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Am meisten vielleicht sind uns Gegenstände des Gelbgusses und der
Beckenschlägerei aus dem i5. Jahrhundert geblieben. Flache und tiefe
geschlagene Messingbecken dienten als Waschschüsseln zu kirchlichem
und weltlichem Gebrauche, in der Sacristei wie im Hause. Die gleichen
Formen sind daher auch im Innern mit weltlichen wie religiösen Gegen
ständen geschmückt, mit Madonnen und Heiligen wie mit ritterlichen
Figuren, und herum um den Rand zieht sich ein Kranz von Buchstaben,
welche keinerlei Sinn bieten und wie die Nachahmung orientalischen
schriftlichen Schmuckes erscheinen. Vieles davon mag erst im 16. Jahr
hundert entstanden sein, aber die Art geht in das i5. Jahrhundert und
wahrscheinlich viel tiefer in das Mittelalter zurück. Es ist ebenso mit
dem Beleuchtungsgeräth, dem Haupterzeugniss des Messinggusses. Kleine,
zum Einstecken von Kerzen eingerichtete Leuchter treten an die Stelle
jener mit einem Dorn oder Stachel versehenen Leuchter, welche im kirch
lichen Gebrauch erhalten bleiben. Das Haus bedient sich vorzugsweise
jener mehr handlichen Art und hat dafür verschiedene Formen. Oftmals
sind es männliche Figuren, noch in dem engen Costüm des 14. Jahr
hunderts, welche in den ausgestreckten Händen zwei Kerzenträger halten;
oftmals sind es niedrige Leuchter mit sehr breitem Fuß, eine Form,
welche im 16. Jahrhundert die vorherrschende wird. Für die größere
Mannigfaltigkeit oft künstlich und phantasievoll ausgesonnener Leuchter
formen sorgt auch die verfeinerte Eisenarbeit, doch auch dies erst mehr
in der folgenden als in der gothischen Periode.
Dagegen sind die großen und kleinen Kronleuchter von gegossenem
Messing mit ihren gewundenen oft zahlreichen Armen und ihrem Laub
werk bereits in der gothischen Epoche vollkommen ausgebildet. Sie sind
in der Grundform fertig; die Renaissance hatte an ihnen nichts mehr zu
ändern, als die kantigen Arme in runde zu verwandeln und ihrer Schwei
fung mehr Schwung zu verleihen. Neben diesen Kronleuchtern, welche
Kirche und Haus schmücken, kennt das Haus noch eine besondere Art,
die sogenannten «Lichtmandeln« und »Lichtweibeln«, männliche und weib
liche Figuren, an welche sich zwei Eisenarme oder auch Hirschgeweihe
als Kerzenträger anschließen. Jene Figuren, die zugleich als Wappen
halter dienen, zeigen so oft noch Costüme des 15. Jahrhunderts, dass
man sieht, die Ausbildung dieses seltsamen Geräthes gehört noch der
gothischen Epoche an und wurde von der Renaissance nur fortgeführt.
Werfen wir noch einen Blick in das Schlafgemach und in die Küche
hinein, so tritt uns in jenem das Bett als dominirendes Hauptstück des
Mobiliars entgegen. Die Gothik hatte es seltsam gestaltet. Aus einem
offenen Bett, über welchem sich allenfalls ein Baldachin oder ein gewebter
Stoff in freiem Gehänge ausbreitete, war es in einen hölzernen Kasten,
man möchte sagen von der Größe eines kleinen Gemaches verwandelt,
welcher ringsum wie oben mit Bretterwänden geschlossen war und nur
von vorne durch eine-thürartige Oeffnung das Einsteigen erlaubte. Keine