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Volltext: Katalog der Special-Ausstellung Mittelalterlichen Hausraths

Historische Einleitung. 
i. 
Die Kirche hat Gegenstände ihres Gebrauches durch viele Jahr 
hunderte treu bewahrt, und manche Arbeiten eines noch höheren Alters 
verdanken wir der Ehrfurcht, welche sie dem Alterthum zollte. Mit 
dem Hause war es anders. Das Haus hat in der Regel verbraucht, 
was es gebrauchte, was abgebraucht schien, hat es verworfen; während 
die Kirche nur den großen Epochen der wechselnden Kunststile folgte, 
gehorchte das Haus der Mode. So brachten Mode und schnellere Ab 
nützung dem Hausgeräthe ein baldiges Verderben. 
So ist es gekommen, dass uns aus dem Mittelalter weit weniger 
weltliche Gegenstände erhalten sind als kirchliche. Kaum wird ein Stück 
Mobiliar noch aus karolingischer Epoche existiren; von höchster Selten 
heit ist ein Sessel, ein Tisch oder Schrank aus den zwei odei drei Jahr 
hunderten des romanischen Stils, und was existirt, verdanken wir auch 
nur der Erhaltung durch die Kirche. Nur mit der Gothik, also mit den 
beiden letzten Jahrhunderten des Mittelalters, sind wir besser daran. Und 
doch ist auch das, was uns erhalten geblieben, beschränkt nach Zahl 
und Art. Alles irdene Geschirr ist zertrümmert und vergangen, bis auf 
wenige einzelne Stücke, an denen es kaum möglich ist, die Geschichte 
dieses doch so überaus bedeutenden Industriezweiges von den Fabriken 
der Römer in Gallien und Germanien bis zu Karl dem Großen und von 
den Karolingern wieder zu den niederrheinischen Steingutfabriken und 
der süddeutschen buntglasirten Waare im 16. Jahrhundert herzustellen 
oder zu verfolgen. Es fehlen vielfach die Zwischenglieder. Ebenso bietet 
die Entstehung und Ausbildung der Majolika, so weit sie noch dem 
Mittelalter angehört, ungelöste Schwierigkeiten. Vom deutschen, franzö 
sischen, niederländischen Glase des Mittelalters, das doch sicheilich im 
Gebrauche stand, ist kaum eine Spur vorhanden. Nur Venedig gibt uns 
noch vereinzelte Beispiele aus dem Mittelalter, welche um ihrer Kost 
barkeit, um ihrer kunstvollen Verzierung willen erhalten geblieben. Ein 
zelne Oefen, von denen der schönste und reichste im Schlosse Hohen- 
Salzburg steht, gehen noch in die gothische Epoche zurück; einzelne in 
Stein gehauene Kamine, so in den Ruinen der kaiserlichen Pfalz zu Geln- 
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