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AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN 50- VON
HARTWIG FISCHEL-WIEN 50'
EZESSION. Der zweite Teil der Frühjahrsausstellung in den Räumen der Sezession
bot das eigenartige Bild verschiedener junger und älterer Vereinigungen, die friedlich
nebeneinander auftreten und sich sehr gut zusammen blicken lassen können, obwohl sie
getrennt marschieren. Da ist neben einer Gruppe der Sezession, in der Arbeiten von
Eduard Stella und Christ. L. Martin her-
vortreten, eine ansehnliche Reihe von
Mitgliedern des Hagenbundes vertreten,
unter denen Georg Merkel, Oskar Laske
und Hugo Henneberg mit größeren
Kollektionen auffallen. Daß die „neue
Vereinigung", welche erst kürzlich im
Konzerthaus auftrat, dem Hagenbund
inkorporiert wurde, stellt beiden Teilen
ein ehrendesZeugnisaus.Diesegastliche Ornament von Paul Birckenhultz
Aufnahme Wird von d" jungen Gn-IPPS (Aus dem Katalog derOmamentstich-
mit einer sehr anziehenden Folge ihrer Sammlung des Österr. Museums)
Arbeiten gefeiert; daß dies so kurz nach
dem ersten Auftreten geschehen konnte, läßt auf eine starke Produktivität
schließen. Unter dem Titel „Freie Vereinigung" haben sich mehrere
Künstlerinnen verbunden, die teilweise schon aus derVereinigung bilden-
der Künstlerinnen Österreichs bekannt waren, wo sie den frischen, fort-
schrittlichen Einschlag bildeten. Hier reihen sie sich so natürlich dem
verjüngten Hagenbund an, daß man keinen Gesinnungsunterschied fühlt.
So zeigte diese Ausstellung, _daß die vielen Spaltungen, die gerade
jetzt so üppig gedeihen, auf die Öffentlichkeit verwirrend wirken, für das
Ausstellungswesen
Ornament aber bedeutungslos
von dem Meister mit bleiben, weil nicht die
de" Pfeldeköpfe" zufällige persönliche
(Ausdem Kaiaiogdet Verbindung, sondern
Omamentsueh- _ _
sammmngdesösten_ die Qualität der Lei-
Museums) stungen das Entschei-
dende bleibt, das für
das Niveau maßgebend wird. Daß in den
getrennten Gruppen ein verwandtes Rin-
gen und Suchen nach ähnlichen Rich-
tungen stattfindet, zeigte sich deutlich in
den Räumen der Sezession. Da ist vor
allem das Abrücken von dem direkten
Naturstudium mehr oderweniger deutlich
fühlbar. Der Natureindrurzk bleibt selbst Ornamente von virgü Song
düft nicht entscheidendv Wo ein Stück (Aus dem Katalog derOrnamentstichsammlung des Österr.
Natur unmittelbar dargestellt ist. Das Museums)
innere Erlebnis ist wesentlicher, das
zum Ausdruck drängt und vom zufälligen Reiz befreit nur das Entscheidende konzentriert
zusammenfaßt. Alles äußerlich Zufällige vergißt und nur das Essentielle behält das Ge-
dächtnis. Es ist charakteristisch für die persönliche Eigenart, was als das Wesentliche
herausgegriffen wird. Und da trennen sich die koloristisch Begabten, die echten Malertalente,
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