Peter Wind
Die Kärntner Entstehung
des Miiistätter Sakramentars
1 Gregor der Große. ganzseitige Deckiarbenminiatur; Sakras
mentar von Miiistatt. Klageniuri. Landesarchiv, Cod. 6135.
Bl. 7v
Anmerkungen 1 n 20 (Anm, 9 - 20 s. Text S. 26. 27)
' Die vorliegende Untersuchung basiert aui einem Vortrag, der irrl Fiah-
men des Mlllstätter Symposiums (22. und 23. S 1984) au! Einladung
von Herrn UniV.-Pr01. Dr. F. Nikolasch gehalten wurde. Er wird hier in
etwas veränderter Form wiedergegeben. Der Inhalt der Handschrift
rand im allgemeinen kaum Beachtung, da darüber gesunden bei der-
selben Tagung Hoirat Dr. F. Unterklrcher sprach. - Für das lreund-
iiche Entgegenkommen bei der Einsichtnahme in die Handschrift
danke Ich sehr herzlich Herrn Direktor Univ,-DOI. Dr. A. Ogris und
Herrn Dr. W. Wadi vom Karntner Larldesarchiv. - Zur Beschreibung
derHs. Vgl. Eisier Nr. 15. S. 40 - 42und Menhardi2i 41'. -Zurkunstge-
schichtiichen Einordnung siehe Swarzenski 143 l - DamusiUnter-
kircher 291. - Mazal 211.
143 i.
Nr. 15, S. 40.
Vgl DemusiUnterkircher 291 und Mazal 211.
Swarzenski 1431 - Demuslunierkircher 291 -- Malal 211.
Dergesarnie Kalenderrst edlen im Anhang ll bei Swarzenskr innerhalb
einer synoptischen Zusammenstellung von Kalendanen aus Hand
schritten der Saizburger Schule. Die nekrologischen und astrologi-
schert Eintrage Lind die Konsekrationsdaien der Kirchen. die in der
Grundherrschaft von Millstatt liegen. sind nicht berücksichtigt
7 Vgl Wind 129, Anm. 5.
I Eingetragen sind zum 29. MarzäirleGisilsrW : monialisl. eineGertrut
zumaAprii undelneümerile zum 9. April. Sresindauch im Millstät-
ter Toienbuch verzeichnet (vgl. Klsgeniuri, Landesarchiv, COd. G136).
' Sie werden bei Eisier 41 lrn einzelnen angerührt.
m Vgl Eisler 41 und Eisier, Domitian. 73, - Elster nimmt allerdings an,
dsßdie Händschrilt selbst schon am Beginn des 12. Jahrhunderts ent-
standen sei.
ll DieszeigtdieBeobachiungdaitwohlimAriilphonaNS.iääinlchtaber
im Domstirttotenbuch (vgl St. Peter. Cod s IX 7. Bl. ßr) eine Translatio
Benedlctl erwähnt wird.
1' Daß der Kalender und das Sakramentar unmittelbar zusammengehö-
ren und gleichzeitig entstanden, ergibt sich aus der Einheit der Schritt
(Kalender und Graduale) und den stilistischen Zusammenhängen zwis
scheu den Tierkreisbildern (BI. 83V - B9r) und gewissen Zeichnungen
lrn Missale (Bl. 12: und 258V) selbst.
" S. 150- 151. 7 Vgl. die Edition bei DemusIUnterklicher 69- 7G.
1' Den Nekrolcgien von Bl. lr-ifir.Bi.17r-32v und Ei. 33rA48r ist
iewelis ein Domstillkaiendar zugrundegeiegi. - zu Entstehung und
Lokalisierung vgl. Wind, Ddrnstilt, 192.
" Er wird erst späterim Graduale der Peielsilauen ( : St, Peter, COd. a
IX t iierwähnLAuch im Kaienderdes Michaelbeurer Breviers( : MDnV
chen, Bayer. Staatsbibi . Cim 8271; Vgl. Klemm. Nr. 275) ist OdiIO
(t1049)VerZeicrinet.
" DieserEintragiehitimAntiphonarwgLS.täöinlchtabelimToienbuch
(vgl. Ei. 91, 25r oder 41r).
" Amand lst In den genannten Saiziziurgsr Kalendarien jeweils zweimal,
namlich zum S. 2. und 20. lO genannt. im Anilphonar ist der 20. 10.
sogar als Feiertag ausgezeichnet (S. 155).
" Toienbuch. BI. 4r. und Antlphonar. S 159
" ZunennenwärenvorallemdieKalendaiienderKodizesi909und2682
der ÖNB in Wien. - Das erste ist edler! bei Swarzenski im Anhang II
und daszweite bei N Tdrnquist, C06, pai, Vlnd, 2532. l, Eine lriihmittel-
hochdeutsche interllnearversion der Psalmen aus dem ehem. Bene-
dtktinerstiit Miiislatt in Karnten (Lunder germanistische Forschungen
s) LundlKopenhagen 1934, xlv- xxvl. - Zur Auslegung vgl. Wind
115 - 117.
1' Balgezogenwurdenvor allemdie Kalendare ausder Hs. 325( : Martys
roiugium mit Reguia Benedictl und Totenbuch von St. Larnhrecht, vgl.
Kern I 185i )dei UB Graz. - Bemerkenswert sind diese Kalendarevnr
aiiern auch deshalb, weil sie schon das Joseisiesi zum 19. März (Vgl.
Ei. 2r) enthalten, das irTl allgemeinen erst viel Spatel auftritt Interes-
sant sind in dieser Hinsicht auch die Nachträge dieses Festes im nMill-
stattet Psaiterrr( : cod. 2652 der ÖNE Wien) und im Kodex 3a der ue
Kiagenlurt (gescnr. 116a, Herkunrt vermutlich Miiislalt: Nachtrag.
Ende 12. Jh.).
1
Der Kodex 6l35' des Kärntner Landesarchivs, ein
Sakramentar aus dem ehemaligen Benediktinerstift
Miilstatt, wurde seit Swarzenskfund Eisler" aus dem
Aniang dieses Jahrhunderts bis in die jüngste Verganv
genheif stets mit Salzburg in Verbindung gebracht.
Begründet wurde diese Einordnung durch die stilisti-
sche Verwandtschaft des Gregorbildes (Abb. 1)und der
Tierkreisbilder (BI. 83v-89r; Abb. 4 und 5) mit den
Decklarbenminiaturen und den Zeichnungen des Anti-
phonars von St. Peter in Salzburg (Wien. ÖNB. Cod. Ser.
n., 270O)5. Auch der liturgische Kalender (BI. 83V-
Ber)", der das Transiationsrest des hi. Fluperius zum
24. SeptemberiBi. 87v)enthäit, schiendiese Herkunfts-
bestimmung zu bestätigen. Die Schrift des Sakramen-
tars und die lnitiaiornamentik wurden bisher allerdings
noch nicht untersucht. Sie konnten deshalb auch nicht
in die Frage der Lokalisierung einbezogen werden. Erst
neuere Forschungen am zeitgenössischen Salzburger
Skriptorium ließen gerade von dieser Seite aus Beden-
ken an der Ftiohtigkeit der traditionellen Zuweisung'
entstehen.
._.v_ 92'", .
Es ist daher notwendig. übereine erneute Interpret
desiiturgischen KalendersunddurchdieUntersuc
der Schritt und der gesamten künstlerischen Au:
tung eine exaktere Lokalisierung der voriiege
Handschriit zu versuchen.
i. Der liturgische Kalender
Der oben erwähnte Salzburg-Bezug des Kaier
(BI. 83V - 89r)ergibt sich eindeutig aus derzweima
Nennung des hi. Flupertus. des Saizburger Bistun
trons, zum 27. März(Bi. 84v)und 24. September(Bi
Translationsiest) und der Enuähnung der hi. Erint
zum 30. Juni (BI. 86r). Dab diese Vermerke nicht nt
Hinweis einer Integration in den Saizburger Diözr
verband verstanden, sondern als tatsächliche
kunftsbestimmung aus Salzburg aulgeiaßt WUi
ergabdie Beobachtung, daß regionale Vermerke m
Nachträge dem ursprünglichen Kalender eingi
waren. So konnte man feststellen, daß die Nekroio
träge von Miiistätter Nonnena geringfügig später
die Weihedaten der zur Herrschaft von Miilstatt zäi