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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXX (1985 / Heft 198 und 199)

Peter Wind 
Die Kärntner Entstehung 
des Miiistätter Sakramentars 
1 Gregor der Große. ganzseitige Deckiarbenminiatur; Sakras 
mentar von Miiistatt. Klageniuri. Landesarchiv, Cod. 6135. 
Bl. 7v 
Anmerkungen 1 n 20 (Anm, 9 - 20 s. Text S. 26. 27) 
' Die vorliegende Untersuchung basiert aui einem Vortrag, der irrl Fiah- 
men des Mlllstätter Symposiums (22. und 23. S 1984) au! Einladung 
von Herrn UniV.-Pr01. Dr. F. Nikolasch gehalten wurde. Er wird hier in 
etwas veränderter Form wiedergegeben. Der Inhalt der Handschrift 
rand im allgemeinen kaum Beachtung, da darüber gesunden bei der- 
selben Tagung Hoirat Dr. F. Unterklrcher sprach. - Für das lreund- 
iiche Entgegenkommen bei der Einsichtnahme in die Handschrift 
danke Ich sehr herzlich Herrn Direktor Univ,-DOI. Dr. A. Ogris und 
Herrn Dr. W. Wadi vom Karntner Larldesarchiv. - Zur Beschreibung 
derHs. Vgl. Eisier Nr. 15. S. 40 - 42und Menhardi2i 41'. -Zurkunstge- 
schichtiichen Einordnung siehe Swarzenski 143 l - DamusiUnter- 
kircher 291. - Mazal 211. 
143 i. 
Nr. 15, S. 40. 
Vgl DemusiUnterkircher 291 und Mazal 211. 
Swarzenski 1431 - Demuslunierkircher 291 -- Malal 211. 
Dergesarnie Kalenderrst edlen im Anhang ll bei Swarzenskr innerhalb 
einer synoptischen Zusammenstellung von Kalendanen aus Hand 
schritten der Saizburger Schule. Die nekrologischen und astrologi- 
schert Eintrage Lind die Konsekrationsdaien der Kirchen. die in der 
Grundherrschaft von Millstatt liegen. sind nicht berücksichtigt 
7 Vgl Wind 129, Anm. 5. 
I Eingetragen sind zum 29. MarzäirleGisilsrW : monialisl. eineGertrut 
zumaAprii undelneümerile zum 9. April. Sresindauch im Millstät- 
ter Toienbuch verzeichnet (vgl. Klsgeniuri, Landesarchiv, COd. G136). 
' Sie werden bei Eisier 41 lrn einzelnen angerührt. 
m Vgl Eisler 41 und Eisier, Domitian. 73, - Elster nimmt allerdings an, 
dsßdie Händschrilt selbst schon am Beginn des 12. Jahrhunderts ent- 
standen sei. 
ll DieszeigtdieBeobachiungdaitwohlimAriilphonaNS.iääinlchtaber 
im Domstirttotenbuch (vgl St. Peter. Cod s IX 7. Bl. ßr) eine Translatio 
Benedlctl erwähnt wird. 
1' Daß der Kalender und das Sakramentar unmittelbar zusammengehö- 
ren und gleichzeitig entstanden, ergibt sich aus der Einheit der Schritt 
(Kalender und Graduale) und den stilistischen Zusammenhängen zwis 
scheu den Tierkreisbildern (BI. 83V - B9r) und gewissen Zeichnungen 
lrn Missale (Bl. 12: und 258V) selbst. 
" S. 150- 151. 7 Vgl. die Edition bei DemusIUnterklicher 69- 7G. 
1' Den Nekrolcgien von Bl. lr-ifir.Bi.17r-32v und Ei. 33rA48r ist 
iewelis ein Domstillkaiendar zugrundegeiegi. - zu Entstehung und 
Lokalisierung vgl. Wind, Ddrnstilt, 192. 
" Er wird erst späterim Graduale der Peielsilauen ( : St, Peter, COd. a 
IX t iierwähnLAuch im Kaienderdes Michaelbeurer Breviers( : MDnV 
chen, Bayer. Staatsbibi . Cim 8271; Vgl. Klemm. Nr. 275) ist OdiIO 
(t1049)VerZeicrinet. 
" DieserEintragiehitimAntiphonarwgLS.täöinlchtabelimToienbuch 
(vgl. Ei. 91, 25r oder 41r). 
" Amand lst In den genannten Saiziziurgsr Kalendarien jeweils zweimal, 
namlich zum S. 2. und 20. lO genannt. im Anilphonar ist der 20. 10. 
sogar als Feiertag ausgezeichnet (S. 155). 
" Toienbuch. BI. 4r. und Antlphonar. S 159 
" ZunennenwärenvorallemdieKalendaiienderKodizesi909und2682 
der ÖNB in Wien. - Das erste ist edler! bei Swarzenski im Anhang II 
und daszweite bei N Tdrnquist, C06, pai, Vlnd, 2532. l, Eine lriihmittel- 
hochdeutsche interllnearversion der Psalmen aus dem ehem. Bene- 
dtktinerstiit Miiislatt in Karnten (Lunder germanistische Forschungen 
s) LundlKopenhagen 1934, xlv- xxvl. - Zur Auslegung vgl. Wind 
115 - 117. 
1' Balgezogenwurdenvor allemdie Kalendare ausder Hs. 325( : Martys 
roiugium mit Reguia Benedictl und Totenbuch von St. Larnhrecht, vgl. 
Kern I 185i )dei UB Graz. - Bemerkenswert sind diese Kalendarevnr 
aiiern auch deshalb, weil sie schon das Joseisiesi zum 19. März (Vgl. 
Ei. 2r) enthalten, das irTl allgemeinen erst viel Spatel auftritt Interes- 
sant sind in dieser Hinsicht auch die Nachträge dieses Festes im nMill- 
stattet Psaiterrr( : cod. 2652 der ÖNE Wien) und im Kodex 3a der ue 
Kiagenlurt (gescnr. 116a, Herkunrt vermutlich Miiislalt: Nachtrag. 
Ende 12. Jh.). 
 
 
1 
Der Kodex 6l35' des Kärntner Landesarchivs, ein 
Sakramentar aus dem ehemaligen Benediktinerstift 
Miilstatt, wurde seit Swarzenskfund Eisler" aus dem 
Aniang dieses Jahrhunderts bis in die jüngste Verganv 
genheif stets mit Salzburg in Verbindung gebracht. 
Begründet wurde diese Einordnung durch die stilisti- 
sche Verwandtschaft des Gregorbildes (Abb. 1)und der 
Tierkreisbilder (BI. 83v-89r; Abb. 4 und 5) mit den 
Decklarbenminiaturen und den Zeichnungen des Anti- 
phonars von St. Peter in Salzburg (Wien. ÖNB. Cod. Ser. 
n., 270O)5. Auch der liturgische Kalender (BI. 83V- 
Ber)", der das Transiationsrest des hi. Fluperius zum 
24. SeptemberiBi. 87v)enthäit, schiendiese Herkunfts- 
bestimmung zu bestätigen. Die Schrift des Sakramen- 
tars und die lnitiaiornamentik wurden bisher allerdings 
noch nicht untersucht. Sie konnten deshalb auch nicht 
in die Frage der Lokalisierung einbezogen werden. Erst 
neuere Forschungen am zeitgenössischen Salzburger 
Skriptorium ließen gerade von dieser Seite aus Beden- 
ken an der Ftiohtigkeit der traditionellen Zuweisung' 
entstehen. 
._.v_ 92'", . 
Es ist daher notwendig. übereine erneute Interpret 
desiiturgischen KalendersunddurchdieUntersuc 
der Schritt und der gesamten künstlerischen Au: 
tung eine exaktere Lokalisierung der voriiege 
Handschriit zu versuchen. 
i. Der liturgische Kalender 
Der oben erwähnte Salzburg-Bezug des Kaier 
(BI. 83V - 89r)ergibt sich eindeutig aus derzweima 
Nennung des hi. Flupertus. des Saizburger Bistun 
trons, zum 27. März(Bi. 84v)und 24. September(Bi 
Translationsiest) und der Enuähnung der hi. Erint 
zum 30. Juni (BI. 86r). Dab diese Vermerke nicht nt 
Hinweis einer Integration in den Saizburger Diözr 
verband verstanden, sondern als tatsächliche 
kunftsbestimmung aus Salzburg aulgeiaßt WUi 
ergabdie Beobachtung, daß regionale Vermerke m 
Nachträge dem ursprünglichen Kalender eingi 
waren. So konnte man feststellen, daß die Nekroio 
träge von Miiistätter Nonnena geringfügig später 
die Weihedaten der zur Herrschaft von Miilstatt zäi
	        
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