IV
Photographische Verfahren.
verfall reu) oder in dem Collodion die empfindlichen Silberverbindungen
zu einer milchigen Flüssigkeit fein vertheilt erzeugt (Emulsion), die man
im Augenblicke des Bedarfes auf die Platte giesst (Collodion-
Emulsionsverfahren). An die Stelle des Collodions wurde in neuerer
Zeit die Gelatine gesetzt und hiemit ein neues, meist durch gesteigerte
Empfindlichkeit sich auszeichnendes Verfahren geschaffen (Gelatine-
Emulsionsverfahren).
Das Bade verfahren beruht darauf, dass man nach der Sen-
sibilisirung die Platte so lange sorgfältig wäscht, bis das ablaufende
Wasser nicht eine Spur von gelöstem Silbersalz enthält, wodurch die
Platte ihre Empfindlichkeit am Lichte verliert, die man in begrenztem
Masse wieder ertheilt, indem man sie mit Lösungen oder Auszügen ver
schiedener Substanzen übergiesst, die man auftrocknen lässt. Je nach
der angewandten Substanz (Präservativ) werden mannigfache Trocken
verfahren unterschieden, so z. B. Tannin-, Kaffee-, Thee-, Bier-
Honig-, Ko s in en-, Morphin-Verfahren u. a. m. — Die so her
gestellten Platten können vor der Exposition in dunklen und trocknen
Räumen lange und auch meistens nach der Exposition durch einige Zeit
aufbewahrt werden, ohne dass im ersteren Falle die Empfindlichkeit der
Schicht, im letzteren Falle der Lichteindruck alterirt wird. Das Hervor
rufen, Fixiren und Verstärken dieser Negative stimmt in der Hauptsache
mit den Operationen beim nassen Verfahren überein. Die auf dem an
gedeuteten Wege erhaltenen Trockenplatten bieten bei Reisen und wissen
schaftlichen Excursionen den Vortheil, dass das photographische Labora
torium entbehrlich ist und die exponirten Platten erst bei der Rückkunft
entwickelt werden können, zeigen aber in der Regel den Nachtheil, dass
die Exposition viel länger dauert als bei nassen Platten.
Das C ollo dio n - Emulsi ons verfahr en verdankt seine Ent
stehung dem Bestreben, die empfindliche Substanz in dem Medium, mittelst
dessen sie auf der Platte befestigt ist, zu vertheilen und die lästige Operation
des Waschens jeder einzelnen Platte zu umgehen, ausserdem die Empfind
lichkeit durch gewisse Silberverbindungen und deren Molecularzustände
zu erhöhen. Zu diesem Zwecke wird im Collodion, welches Bromsalze
gelöst hat, durch Einträgen von salpetersaurem Silber ein Niederschlag
von Bromsilber erzeugt und der Ueberschuss der ursprünglich genommenen
Chemikalien sowie der durch die Reaction derselben aufeinander ge
bildeten Salze dadurch entfernt, dass man das Pyroxylin sammt dem
vertbeilten Bromsilber mittelst Wasser ausfällt. Die ausgeschiedene Masse
wird nach sorgfältigem Waschen mit Wasser wieder in Aether und
Alkohol aufgelöst, eventuell diese Lösung mit sogenannten Sensibilisatoren
(so z. B. Morphin) versetzt und schliesslich auf Glasplatten aufgegossen
und getrocknet, was bei der Flüchtigkeit der Lösungsmittel sehr rasch
erfolgt. Die anderen Operationen des Emulsionsprocesses stimmen mit
denen der früher skizzirten Methoden überein.
Das Gelatine-Emulsionsverfahren wird ganz dem Collodion-
Emulsionsprocess analog durchgeführt. Bromsilber wird nämlich in einer
Lösung von Gelatine in warmem Wasser durch heftiges Schütteln zu
einer Emulsion vertheilt und damit werden Glasplatten überzogen und
getrocknet. Da die Gelatine in kaltem Wasser nur aufquillt, aber