Photographische Verfahren.
III
Nasses Verfahren.
Das nasse Verfahren besteht darin, dass eine Glasplatte mit
einer Schicht von Collodion ubergossen wird, in welchem Jod- und
Bromverbindungen gelöst sind, worauf diese Schicht im Dunkelzimmer
durch Eintauchen in eine Lösung von salpetersaurem Silber (Höllen
stein) lichtempfindlich gemacht wird (Sensibilisirung). Die Platte
wird, nachdem sie aus diesem Bade genommen wurde, noch nass durch
eine verhältnissmässig kurze Zeit in der Camera der Einwirkung des
Lichtes ausgesetzt (Exposition oder Belichtung)). — Der bisher
unsichtbar gebliebene Lichteindruck wird hierauf durch Uebergiessen mit
einer Flüssigkeit, welche redueirende Agentien enthält (meistens eine an
gesäuerte Lösung von Eisenvitriol) zum Vorschein gebracht (Hervor-
rufung oder Entwicklung). Diese Operation muss erfolgen, so lange
die Platte nicht an einzelnen Stellen durch Verdunstung trocken wurde.
Dieser Umstand bietet den Uebelstand, dass stets bei diesem Zweige der
Photographie ein photographisches Laboratorium (Dunkelzimmer) erfor
derlich ist oder doch wenigstens eine dasselbe ersetzende Vorrichtung,
z. B. ein Zelt. — Das entwickelte Bild wird nunmehr mit einer Lösung
übergossen, welche das durch das Licht und den Entwickler nicht ver
änderte Jod- und Bromsilber auflöst, das sonst am Lichte sich schwärzen
würde (Fixirung). Hiezu werden Lösungen von Cyankalium, unter-
schwefeligsaurem Natron etc. verwendet. — Das fixirte Bild wird, wenn
es nicht hinreichend kräftig ist, nicht genügende Contraste zeigt, mit
Lösungen von Substanzen behandelt, welche entweder bei ihrer Mischung
Niederschläge liefern, so z. B. Pyrogallussäure mit salpetersaurem Silber
oxyd, wobei Silber ausgeschieden wird, das sich an das vorhandene Bild
ablagert, oder welche das durch die früheren Operationen ausgeschiedene
Silber in eine andere, dunkler gefärbte unlösliche Silberverbindung
überführen und hiebei selbst ein sich auf der Zeichnung ausscheidendes
Product bilden, so z. B. Quecksilbersublimat, das durch chemische
Agentien, z. B. Schwefelleber, geschwärzt wird (Verstärkung). — Die
Verstärkungsmittel sind sehr verschieden und können auch zur Her
stellung gefärbter Bilder benützt werden 1 ). — Schliesslich pflegt man das
so erhaltene Negativ durch Ueberziehen mit einer Firnissschicht gegen
mechanische und chemische Einwirkungen zu schützen (Lackiren). —
Bisweilen werden jedoch die Negative entweder wegen der Zerbrechlich
keit, oder des Volums des Glases, oder um sie bezüglich der Stellung
der Gegenstände für bestimmte Zwecke umzukehren, mit einer Schicht
von Gelatine und Glycerin, und nach dem Trocknen derselben mit Boh-
collodion übergossen, hierauf vom Glase abgehoben (Abziehen').
Trockenverfahren.
Das Trockenverfahren wird in verschiedener Weise ausge
führt, indem man entweder in einer dem nassen Verfahren entsprechenden
Weise auf eine Glasplatte eine empfindliche Schicht herstellt (Bade-
') Siehe Ausstellung A 1, III.
2 ) Siehe Ausstellung A 1, I 1.