UNREGELMÄSSIGKEITEN ALTER PLÄTZE.
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Fig-. 36.
PADUA : Dom mit Domplatz.
regelmäßigkeiten ausarten dürfen, bevor sie als solche be
merkt werden oder gar unangenehm auffallen, denn hiezu
gehört eine genauere Vergleichung mit dem Plan. Jede
Stadt bietet hiefür Beispiele genug, denn stets ist man
geneigt, Schiefziehungen zu übersehen, stumpf- oder spitz
winkelige Stöße als senk
recht anzunehmen, kurz
dieUnebenheiten derNatur
im Sinne genauer Regel
mäßigkeit zu idealisieren.
Jeder, der in dem
Plane seiner eigenen Stadt
etliche schiefe Winkel und
Plätze sucht, kann sich
davon überzeugen, daß sie
in der Erinnerung als ganz oder doch nahezu regulär und
geradlinig haften blieben. Hier nur einige in weitesten
Kreisen bekannte Plätze als Beispiele. Die weltberühmte
Piazza d’Erbe von Verona (Fig. 38) ist gewiß vielen in Er
innerung, teils aus der Natur, teils aus Bildern, schwerlich
wird aber dabei die große Unregelmäßigkeit
dieses Platzes zum Bewußtsein gekommen
sein. Daß dieser Platz solche bedeutende
Unregelmäßigkeiten in der Umgrenzung auf
weist, wurde sicher meist nicht wahrge
nommen. Ganz natürlich, denn nichts ist
schwerer, als aus der perspektivischen An
sicht den Grundriß eines Platzes zu ent
wickeln, nun gar erst aus der Erinnerung,
besonders wenn man während des Anblickes
auf diesen Umstand gar nicht dachte, sondern sich bloß
dem Genüsse all der schönen Dinge hingab, die man hier
reichlich sehen kann (siehe auch Fig. 34, S. 50).
Nicht minder sonderbar ist der Zwiespalt zwischen
dem wirklichen Plan und dem Vorstellungsbilde der Piazza
S. Maria Novella zu Florenz (Fig. 39). In Wirklichkeit ist der
Fi e . 87.
3cL
PALERMO :
Piazza S. Francesco