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Nr. 3
Internationale Samm ler-Zeitun g
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(Der heilige Teppich für Mekka.) Nach einer
Meldung der „Times“ hat das Ministerium des Innern den alten
Brauch wieder aufgenommen, der seit 1923 unterbrochen war,
wie zuvor alljährlich den sogenannten Heiligen Teppich,
„Kiswa“ genannt, nach Mekka zu senden. Dieser, aus schwarzer,
reich bestickter Seide hergestellte Teppich, der zur Bedeckung
des den Mohamedanern heiligen schwarzen Steines dient, wird
unter starker militärischer Bedeckung, nebst reichen Spenden
von Geld, Oel und Getreide nach Mekka gebracht. Sobald der
neue Teppich an seinem Bestimmungsort eingetroffen ist, wird
der vorjährige in Stücke geschnitten, die an die Gläubigen, als
Auszeichnung, verteilt werden. Gleichzeitig mit der Expedition
für den Teppich, die alljährlich etwa zehn Millionen Mark kostet,
wird auf dem Rücken eines Kamels ein reich mit Gold gestickter
Baldachin aus scharlachroter Seide gespendet, die „Mahmal",
eine Erinnerung an die Herrschaft der Sultane von Aegypten
über die heiligen Stätten des Islam. Im Jahre 1923 hatte König
Hussein Schwierigkeiten gemacht, weil außer dem heiligen
Teppich auch eine ärztliche Mission nach Mekka geschickt
werden sollte, wodurch der Herrscher des Hedchas in seiner
Königswürde beeinträchtigt sei. Jetzt erhält Mekka seinen heil.
Teppich wieder. Denn trotz der wahhabitischen Lehre, die
Pilgerfahrten als Götzendienst bezeichnet, hat Ibn Saud,wahr
scheinlich mit Rücksicht auf die wirtschaftlichen Verhältnisse
der Stadt, die sich seit Jahrhunderten vom Fremdenverkehr er
nährt, den mohammedanischen Regierungen mitgeteilt, daß er die
Pilgerfahrten gestatte und unterstütze.
(Die diesjährige, Internationale'inVenedig)
Die Internationale Kunstausstellung, die im Frühling dieses
Jahres in Venedig eröffnet werden soll, wird im ganzen 13
Nationen, darunter auch Deutschland, vereinigen. Man will
strenger sichten als bisher, wird vor allem die Zahl der ein
geladenen Künstler verringern und jedem Aufgeforderten zu
nächst nur das Recht einräumen, ein Bild zu schicken. Den so
gewonnenen Platz will man für umfangreiche retrospektive
Ausstellung verwenden : es soll eine fast vollständige Samm
lung der Werke Segantinis gezeigt werden, daneben Aus
stellungen zum Gedächtnis von Goya, Hans von Marees, Böcklin,
van Gogh, Fehden Rops, D. G. Rosetti, Degas und Gaugin.
Die Ausstellungsgebäude sollen einer gründlichen Erneuerung
unterzogen werden.
(Zwei Renaissance-Uhren gestohlen.) Aus
dem württembergischen Landesgewerbemuseum in
Stuttgart sind, wie uns mitgeteilt wird, zwei wertvolle
Rennaissance-Uhren abhanden gekommen. Die eine
von beiden ist eine turmförmige Standuhr aus Bronze, teils
versilbert, mit reicher Gravierung, mit einem bekrönenden Judith-
Figürchen. Die Uhr trägt zweimal die Jahreszahl 1565 und vier
mal die eingeschlagene Marke G. H. von Hans Gr über in
Nürnberg. Bis 1906 war die Uhr in der Privatsammlung Agath
in Breslau. Die zweite Bronze-Uhr ist eine quadratische Tisch
uhr mit gegossenen Reliefs (Meeresgottheiten) und reicher
Gravierung. Auf der Bodenplatte mit Schallrosette befindet
sich die Signatur „Hans Hon ef eit fecit in Vilden 1599“.
MUSEEN.
(Ein Mozart-Museum in Prag.) Das Mozarteum in
Salzburg als Erbe der Villa Bertramke in Prag, worin Mozart
den „Don Juan“ geschrieben hat, ist mit der tschecho-slowa-
kischen Regierung in Verhandlungen bezüglich der Verwendung
des Hauses getreten. Es wird in Prag ein utraquistischer Verein
gegründet, der das Haus zu einem Museum ausgestalten wird.
Es ist beabsichtigt, dorthin auch die Mozartina der Prager
Universitätsbibliothek zu übertragen. Desgleichen sollen die
Mozart-Bestände des Prager Konservatoriums in die Mozart-
Stelle kommen.
(Mark Twain-Museu m.) In Amerika, und zwar im
Staate Nevada, ist das Blockhaus, in dem Mark Twain als
Goldsucher zu Beginn seiner literarischen Tätigkeit lebte, als
Museum eingerichtet worden. Es hatte bisher, unberührt von
Sommerhitze und Winterkälte, in der unwirtlichen Gebirgs
gegend gestanden, wo Mark Twain mit seinem Genossen als
Minenarbeiter wohnte. Nun haben seine Freunde und Verehrer
den knorrigen Bau nach R e n o übertragen, und zugleich mit
ihm die kärglichen Ausrüstungsgegenstände, deren sich Mark
Twain bediente: den rohen Holztisch, die ärmliche Bettstelle,
die wenigen Holzstühle und vor allem den berühmten Schreib
tisch, von dem Mark Twain einst erzählte, daß er an ihm, in
das Schreiben seiner ersten Novelle vertieft, den Fund einer
reichen Mine, den er am Tage vorher gemacht hatte, völlig
vergessen habe. Da auch sein Genosse damals abwesend war,
so bemächtigten sich andere des wertvollen Fundes und wurden
reiche Leute, während Mark Twain der arme Teufel blieb, der
er bis dahin gewesen war. Der kleine Raum, in dem der später
so berühmt gewordene Schriftsteller wohnte, wird, mit Erin
nerungen an Twain, vor allem mit Bildern und Handschriften
versehen werden und bleibt Eigentum des Staates Nevada
(Ein maltesisches Nationalmuseum.) In La Va
letta, der Hauptstadt Maltas, ist ein neues Maltesisches
Nationalmuseum eingerichtet worden, das seinen Sitz in
einem der schönsten Renaissancepaläste des Johanniterordens hat.
Das Museum, das eine prähistorische, archäologische, kunst
historische und naturwissenschaftliche Abteilung aufweist, ist
reich an Gegenständen aus der Vor- und Frühzeit der Kultur
des Mittelmeerbeckens.
VOM KUNSTMARKT.
(Alt-Berlin.) Bei Hollstein & Puppel in Berlin kommt
am 8. und 9. Februar Berlinische Kunst zu Worte. Man findet
da die Blätter von Dörbeck, die Berliner Redensarten witzig
illustrieren, launige Blätter von Hosemann, Krüger, Schadow,
Schoppe, Stürmer u. a. Die reichhaltige Serie der Berliner An
sichten reicht bis zu Merian (1560) zurück. Besonders gut sind
Calau, Lütke und Schinkel vertreten. Den Schluß bildet eine
über 900 Nummern umfassende Sammlung von deutschen Künst
lern aus der Zeit von 1750 bis 1850. Neben zahlreichen sehr
seltenen Blättern begegnet man da Inkunabeln der Lithographie,
wie z. B. die Profilbüste Julius Cäsars von Simon Klotz.
(Die 18. Auktion bei Jac.Hecht in Berlin.) Am
9. und 10. Februar findet die 18. Auktion des Kunst-Auktions-
Hauses Jac. Hecht in Berlin statt. Die Versteigerung
bringt hochwertige Stücke verschiedener Sammelgebiete.
Neben den antiken Möbeln und Stilmöbeln, (Herrenzimmer,
Speisezimmer, Buffets. Garnituren, Schränke, Kommoden, Sitz
möbel etc,), sei auf die Gobelins, die P e r s e r t e p p i c h e
und den Aubusson-Wandteppich hingewiesen. Aus
sächsischem Adelsbesitz stammt eine prächtige, kleine Samm
lung deutscher Emailgläser des 17. Jahrhunderts, die
seit Jahren in dieser Erhaltung auf dem Kunstmarkt nicht zu
finden war. Unter den Gemälden alter und neuer
Meister ragen eine Reihe schön erhaltener und vollwertiger
Werke hervor. Im Rahmen dieser Auktion erscheint auch die
Auflösung einer Privat-Bibliothek, die zahlreiche
Luxusdsuche enthält. Englische Farbdrucke und Kupferstiche
des 19. Jahrhunderts werden ferner zum Angebot gelangen,
ebenso ein schöner, kleiner Bliithner-Stutzflügel. Unter den
Antiquitäten und dem Gebiete der Kleinkunst sind zahl
reiche Porzellane, Holzskulpturen, Elfenbein-Miniaturen, ost
asiatische Kunstgegenstände u. a. m zu finden.
(Der dritte Teil der Sammlung Max Strauß.) Der
dritte Teil der Sammlung Dr. Max Strauß, der vom 30. No
vember bis 2. Dezember v. J. bei Glückselig in Wien ver
steigert wurde, brachte einen Erlös von über 300.C00 S. Es no
tierten (in Schilling): Nr. 78a—c Elfenbeinschnitzereien 6000.
Nr. 84 Statuette, Liegende Juno mit Pfau, Frankreich um 1600,
2900. Nr. 105 Standuhr, Bronze um 1780, 7000. Nr. 218 Elfen
beinbecher, Süddeutsch um 1720, 2500. Nr. 262 Zwei Bronze
gruppen spielender Kinder 1600. Nr. 407 Stuhl, Süddeutsch
um 1723, 2700. Nr. 429 Tisch, Deutsch um 1730, 1600. Nr. 441
Zwei Fauteuils, Südtirol um 1700, 2400. Nr. 445 Tischchen,
Frankreich um 1775, 4800. Nr. 448 Sofa, Aubusson um 1780,
3300. Nr. 451 Kommode mit Chinoiserien, Frankreich um 1770,
6300. Nr. 453 Schreibtischchen, Frankreich um 1760, 8500.
Nr. 492 Vorhang, Deutsch um 1725, 3300.
(Antiquitäten-Versteigerung in Berlin.) Bei
der von Rudolph Lepke aus Berlin am 24. und 25. November
abgehaltenen Antiquitäten-Vcrsteigerung wurden folgende Preise
(in Mark) erzielt: Nr. 26—27 Ein Paar deutsche Gobelins. 1. H.
17. J. Je 130 :105 cm 500. Nr. 29 Flämischer Gobelin (Frag
ment). 18. J. 520. Nr. 30 Gobelin. Scipio. Brüssel. 2. H. 17. J. 385.
125 cm. 720. Nr. 31 Alter Perserteppich, Karabag. 198:125 cm.
400. Nr. 34 Ladik Gebetteppich. 108:180 cm. Repariert.) 500.
Nr. 35 Kleinasiatischer Gebetteppich, 17. J. 125:70 cm. (Repa
riert.) 560. Nr. 36 Perser-Teppich, Sumak, 165:350 cm 400.
Nr. 38 Perser-Teppich, Horassan. 260:345 cm. 520. Nr. 39 Perser-
Teppich, Ferrachan, 160:290 cm. 450. Nr. 40 Armenischer Teppich.
17. J. 186:470 cm. 4500. Nr. 41 Chormantel mit Cappa, Französ.
Seidenstoff. 18. J. 700. Nr. 42 Perser-Teppich. 605:452 cm. 2500.
Nr. 49 Birnholz-Relief, Ludwig XIV. 350. Nr. 56 Stangenglas mit
Schmelzmalerei. 1649. 250. Nr. 64-65 Bernsteinbesteck. Deutsch,
17. J. 160. Nr. 69 Grosser Münzhumpen 400. Nr. 74 Silbernes
Teeservice 550. Nr. 78 Goldmedaillon mit Emailminiaturen 210.
Nr. 79 Englische Goldemailminiatur. Halbfigur eines Herrn 300.
Nr. 80b Elfenbeinmedaillon des Landgrafen von Hessen 365.
Nr. 81 Französische Kommode 680. Nr. 82 Nußholzschrank.
Mitteldeutsch, 17. J. 1200. Nr. 83 Silbernes Teeservice 850. Nr
84 Italienischer Tisch. 16. J. 550. Nr. 85-86 Ein Paar Florentiner
Klappstühle. Um 1550. 380. Nr. 93 Kassette, Eisen, die Flächen
goldtauschiert. Augsburg. 16. J. 150. Nr. 96 Ulmer Garderoben
schrank. 17. J. 450. Nr. 97-98 Ein Paar italienische Renaissance
stühle. Um 1600. 650. Nr. 99 Italien. Renaissancesessel. Um 1600.