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einei" wohnlichen Wohnstätte zu geben. Hier fehlt fast
allen die wünschenswerte Orfentierong über die Wege,
die einzwschlagen, die Quellen, die aofzusuchen sind,
um Gutes und Dauerndes zu erhalten. Denn empfind
licher noch als die Unzulänglichheit der Mittel und
der Zwang, sich zu bescheiden, ist die Gefahr, diese
knappen Mittel schlecht anzuwenden. Noch immer, und
heute mehr denn je, wird schlechte Händlerware er
worben, die einen,, wenn auch fadenscheinigen, Luxus
vorspiegelt und deren scheinbare Wohlfeilheit die ärgste
Bewucherung des Käufers verhüllt; und immer noch
fehlt den meisten Menschen die Fähigkeit, auch aus
dem schlichtesten, einfachsten Geräte lebensfrohe Behag
lichkeit zu gestalten, und die Kraft, auf den Jammer
und die Kulturlosigkeit der „guten'' Stube und der so
genannten vornehmen Möbel zu verzichten.
Der Tiefstand unserer Wohnkultur stammt nicht aus
der durch den Krieg hervorgerufenen Verwüstung
unseres wirtschaftlichen und sittlichen Lebens allein,
er ist ein Erbe alter Sünden und datiert von jenen
Zeiten her, in denen die Menschen, die sich darob sehr
modern vorkamen, anfingen, falschen Schein der schlichten
Wahrheit vorzuziehen, sich selbst zu betrügen über ihre
Verhältnisse und kein eigenes Leben zu führen, das
ihrer Zeit angemessen war, daher auch sich mit Dingen
umgaben, welche weder notwendig noch erfreulich
waren, sondern nur die Meinung erwecken sollten, als
wäre man mehr und anders als man ist. Die furchtbare
Not unserer Tage, die soviel W^ertvolles vernichtet,
wird auch viel Wertloses unseres bisherigen Lebens