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Küche (Entwurf; Architekt K. Brauer, ausgeführt von der Wiener
Weichmöbel-Fabrik Johann Staf, Wien XVI)
mühungen des Österreichischen Museums, wie sie zuletzt an
läßlich des Internationalen Wohnungskongresses zutage traten,
nur neuerlich und noch eindringlicher das Ziel des Strebens
nach Schaffung einfacher Typen aufgewiesen werden.“ Diesen
„einfachen Typ“ zu finden, ist zwar noch nicht in allen Fällen
gelungen, aber schon das konsequente Streben, Form und
Material der wesentlichsten Hausgeräte nicht nur mit ihrem
Zweck, sondern auch mit der notgedrungenen Beschränktheit
der heutigen Lebensverhältnisse in Einklang zu bringen, ist
ein wichtiger Schritt nach vorwärts und sichert der Aus
stellung dauernden Wert. Daß freilich die Preise selbst der
bescheidensten Einrichtungen nicht bis auf jenes Niveau
herabgesetzt werden konnten, das dem normalen Einkommen
des Arbeiter- und mittleren Bürgerstandes erreichbar ist, ist
ein bedauerlicher Nachteil, der den praktischen Nutzen der
Ausstellung wohl wesentlich zu beeinträchtigen, keineswegs
aber ganz in Frage zu stellen vermag, da es sich ja hier nicht
nur um eine Verkaufsausstellung, sondern in erster Linie
darum handelt, den Sinn des großen Publikums für Qualitäts
arbeit zu wecken und es dadurch vor dem Ankauf wertloser,
schlechter Händlerware zu schützen.
Ihrer früher erwähnten doppelten Aufgabe entsprechend
zerfällt die Ausstellung in zwei deutlich geschiedene Ab
teilungen. Die erste — vornehmlich im Mittelraum unter
gebracht — veranschaulicht die verschiedenartigen Bestre
bungen auf dem Gebiete des Siedlungswesens, das ja mit dem
Problem der Wohnungsreform im engsten Zusammenhang
steht und auch bei der Wiederaufbau-Aktion eine große Rolle
zu spielen berufen ist. Unter den zahlreichen ausgestellten
Ansichten und Plänen von Arbeiter- und Kleinhaussiedlungen,
Gartenstadt- und Waldsiedlungen dürften wohl die groß
zügigen Projekte des Berliner Architekten Prof. P. Behrens
für die Siedlung der A. E. G. in Hennigsdorf bei Berlin oder
des Architekten Sonnen für die Siedlung der deutschen
Werft Finkenwerder das meiste Interesse erregen, aber auch
die Entwürfe unserer heimischen Baukünstler, wie etwa des
Baurats Prof. S. T h e i s z und H. J a k s c h für die Wohn
haussiedlung Wiener-Neustadt, des Architekten E. Pallme-
König für die Kleinhaussiedlung am Rosenhügel bei Mauer
sowie die Skizzen für Arbeiter- und Einfamilienhäuser aus
der Schule der Professoren K. Witzmann und Doktor
O. S t r n a d, verdienen alle Anerkennung.
Die zweite Abteilung führt in 48 meist recht geschmack
voll arrangierten Interieurs charakteristische Beispiele jener
wenigen Einrichtungstypen vor, die für den auf sparsamste
Raumausnützung angewiesenen Arbeiter und Mittelständler
heutzutage noch in Betracht kommen: das auf die einfachsten
Formen gebrachte, in der Regel in Weichholz hergestellte
Mobiliar für Vorzimmer, Küche (Wohnküche), Schlafraum
und Wohn- (Speise-) Zimmer. Schon in den Maßen der Wohn-
räume wird hier unter aller Bedachtnahme auf die Forderungen
der Hygiene möglichste Sparsamkeit geübt; nicht allein der
Flächenraum wurde in allen diesen bei aller Kargheit doch
ganz wohnlich anmutenden Interieurs auf das Notwendigste
beschränkt, auch die Zimmerhöhe erfuhr, ohne daß dadurch
Wohnzimmer (Entwurf: Architekt Professor K. Witzmann)