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Doch wird das nicht ewig dauern. Schon heut haben doch
einige Colleges ein Aussehen, das sich mehr mit der gesell
schaftlichen und geistigen Atmosphäre ihrer Betätigung deckt. Es
entstanden Geschäftshäuser, deren Fassade keineswegs mehr wie
ein schlechtsitzendes oder altmodisches Kleid anmutet, sondern
deren Entwurf dem besonderen Zweck auf den Leib geschnitten ist.
Gro^e und kleine Wohnhäuser haben sich in ihrer individuellen Er
scheinung den Wünschen und den Lebensformen des Eigentümers
angepafet. Alles dies, wo immer rein formale Schulung und damit
die Schematisierung ausgeschaltet waren. Unsere neueren Bau
polizeiordnungen (zoning laws) zwingen das Hochhaus zu stufen
weisen Verjüngungen (set backs), die unsere Strafen allmählich von
jenen alten unansehnlichen Kästen befreien. Der Gedanke ist nicht
von der Behörde ausgegangen, sondern wurde zunächst von fort
schrittlich gesonnenen Künstlern erprobt und befürwortet, bis er
dann auch den Zaghafteren und Zurückgebliebenen durch das Ge
setz aufgezwungen wurde.
Deutlich geht der Zug der Zeit darauf, Einzelheiten zurück
zustellen und alle Sorgfalt auf das Gewicht der Massen und ihre
Verhältnisse zu legen. Wir haben auch einige wenige Zeichner,
die kühn und schöpferisch genug sind, auch in Einzelheiten aus den
sachlichen Erfordernissen des Baus und der Art seines Gebrauches
neue Formen zu entwickeln. Es versteht sich, da& sich die Kritik
der Formalisten und Akademiker gegen sie wendet.
Aber was immer Formalisten und Akademiker sagen mögen,
es bleibt doch eine Tugend, zu sein, wie man ist, und dieses Sein
zum Ausdruck zu bringen. Und zweifellos hat unsere Nation eine
starke Neigung — mag es auch vorläufig nur eine Neigung sein —,
so wie sie es im Handel, in der Technik und in ihren Regierungs
formen gehalten hat, auch in den schönen Künsten sie selbst zu
werden. Und wenn sie es geworden sein wird, wenn sie zu eigener
Schönheit gelangt sein wird, — dann wird sie auch in der Archi
tektur sicher nur sich selbst, nur den amerikanischen Gedanken
allein zum Ausdruck bringen, trotz allem römischen und mittelalter
lichen Getue, trotz allen Beaux Arts und trotz der individualistischen
Eigenbrötler, die, alle vereint, so heiß, wenn auch wohl unbewuBt,
bemüht sind, sich dieser Entwickelung, ja diesem unausweichlichen
Geschehn entgegenzustellen.