Photographie sich dem Jvuiistwollen der Zeit und Personlidikeit
anpafh. Sie ist nnter den Händen künstlerisch veranlagter Menschen
zu einem Ansdrucksmittel von hohem Range geworden. Ja, selbst
wo es sich clarnni handelt, die Wirklichkeit ins Llberwirkliche,
„Surrealistische*’ zn steigern, findet der Photograph einen Weg;
er besinnt sich darauf, daß er Lichtbildner ini eigentlicfien Wort-
siime ist und läßt das Licht selbst als schöpferisches Motiv auf-
treten (im kaiueralosen ..Photogramm“ vor allem) oder er stellt
die Sonclerwirknngen optischer Konstruktionen und chemischer
Vorgänge in den Dienst seiner Absichten.
Schliefilicii wird der neue Standpunkt fruchtbar für die Ihit-
wicklung des Films vom Theaterersatz zur selbständigen Kunst
gattung. Das Grundelement der Kinematographie ist und bleibt
das bc'cvegte Lichtbild. x\lle ästhetischen Wirkungen des Films
leiten sich von dem optischen Phänomen ab, das aus der Abfolge
der einzelnen Aufnahmen hervorgeht. Fläche und Raumillusion,
Hell und Dunkel, der Rhythmus von Bewegungserscheinungen,
der Oberflädtencliarakter der Ob.rekte, Ausschnitt und Perspektive
- all das sind die Wirkimgsmittel, aus denen sich die Sensation
des Kinos zusammensetzt. Noch wissen das die wejiigsten (wie inan
sich auch die neuen phantastischen Möglichkeiten des Tonfilms
zugunsten peinlicher Imitation der natürlidten V^orgänge entgehen
läßt). Aber eine kleine Ciruppc von mutigen f limkümstlern. die
sich mit vollem Redit Avantgarde bezeidinet. hat bereits Film
werke eigenen Stils geschaffen, die in die Zukunft weisen.
Wolfgang Born.